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Hochtour in den Ötztaler Alpen
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu Österreich

 

Besteigung von Wildspitze, Weißkugel und Similaun - Zweit- und dritthöchster Berg Österreichs - Touren über Eis und Fels - Übernachtung in Alpenhütten

Dauer: Sechs Tage


Erster Tag: Anreise ins Ötztal
Blick zurück
Blick zurück: Eine karge Landschaft

Ich reise mit der Bahn über Kufstein und Innsbruck an. Nach Vent am Ende des Ötztals will ich, aber im Bahnhof Ötztal ist Schluß. Weiter geht es nur mit dem Bus, und das ist eine halbe Tagesreise. Zum Glück hat sich der Bergführer bereiterklärt, mich hier abzuholen, und damit dauert der Rest der Strecke nur eine Dreiviertelstunde.

Tom heißt er, und er hat sich verspätet. Das macht aber nichts, da an diesem ersten Tag nur der Aufstieg zur Vernagt-Hütte ansteht, und das wäre auch am Abend noch zu schaffen. Der Verkehr im Ötztal ist enorm. Sölden ist der Haupt-Touristenort hier. Massentourismus pur, zum Abgewöhnen. Danach wird es ruhiger, gegen 14:15 Uhr kommen wir in Vent an. Ein kleiner netter Ort.

Die Gruppe besteht aus neun Personen, erfahre ich. Aufgrund der Größe haben wir zwei Bergführer, und aufgrund unserer Verspätung sind die anderen schon mal losgelaufen. Mein Rucksack wird per Materialbahn nach oben verfrachtet, ich brauche ihn gar nicht zur Hütte zu tragen.
Vernagt-Hütte
Die Vernagt-Hütte: Hier wird zweimal übernachtet


Auch wir machen uns schnell auf den Weg. Der Pfad führt zunächst im Tal entlang, dann auf der rechten Talseite nach oben. Die Landschaft ist hier schon recht karg, die überall grasenden Schafe haben nicht viel zu fressen. Gewaltige Wasserfälle kommen aus den Bergen herunter, mehr als sonst. Das ist alles Gletscherwasser, eine Folge des heißen Sommers.

Irgendwo in der Ferne sehen wir die anderen, die ja früher losgegangen sind. Die Steigung ist mäßig, die ersten Gletscher sind zu sehen. Im Laufe der Zeit kommen wir immer näher. Ein letzter Anstieg, eine Brücke über einen Gletscherfluß, und fast gleichzeitig mit den anderen kommen wir auf der Vernagt-Hütte an. Die Rucksäcke sind schon da, und der zweite Bergführer heißt Georg.

Wir beziehen die Zimmer. Wie so oft auf den Hütten ist alles sehr eng. Das Material wird überprüft und ggf. ergänzt. Wer keine eigenen Steigeisen oder Gurte hat, bekommt welche vom Veranstalter. Und wir üben das An- und Ausziehen der Steigeisen. In den nächsten Tagen muß das alles wie im Schlaf gehen.

Um 18:30 Uhr gibt es Abendessen, ein Drei-Gang-Menü. Fleischbrühe mit Klößchen, Rindfleisch mit Spätzle und Salat. Und zum Nachtisch Kuchen. Alles reichlich und gut. Wir bereiten noch die Rucksäcke für die morgige Tour vor. Wir werden am Abend wieder hierher zurückkehren, das ist ein großer Vorteil. So müssen wir nur das für die Tour Notwendige mitnehmen.


Zweiter Tag: Wildspitze
Auf dem Gletscher
Die ersten Schritte auf dem Gletscher

Um 4.30 Uhr Wecken, um 5 Uhr Frühstück. Nicht gerade meine Zeit, aber in den Bergen muß man früh sein. Das Frühstück ist als Büffet hergerichtet, man darf essen, soviel man will. Wenn man denn Hunger hat zu dieser Zeit.

Abmarsch ist um 6 Uhr, zunächst geht es auf einer Art Wanderweg leicht bergauf. Dann runter zum Gletscher. Nach einer halben Stunde also an mit den Steigeisen. Gleich das erste Hindernis. Ein Graben mit einem wildgewordenen Gletscherbach ist zu überqueren. Gar nicht einfach, man rutscht leicht aus - trotz Steigeisen.

Nach einer Viertelstunde ist der Gletscher zu Ende, aus mit den Eisen. Es kommt eine Permafrost-Zone. Die zeichnet sich dadurch aus, daß es eben überhaupt kein Frost ist, sondern Matsch. Man sinkt teilweise bis über die Knöchel ein. Ziemlich eklig.

Der nächste Gletscher. Und an die Steigeisen. Diesmal geht es etwas länger. Es wird steil, und damit kommen auch die Gletscherspalten. Also wird angeseilt. Jetzt gewinnen wir auch etwas an Höhe. Die Berge ringsum sind noch nicht zu sehen, es ist neblig. Dann ist der Gletscher zu Ende, es folgt der Aufstieg zum Brochkogeljoch.
Gipfelanstieg
Der Gipfelanstieg, halb Eis, halb Fels


Ein ziemlich übler Geröllhang. Schritt für Schritt gewinnen wir vielleicht 100 Höhenmeter. Oben sind wir dann auf 3476 m, viele Meter fehlen also gar nicht mehr. Wir ziehen die Steigeisen wieder an und umgehen den Brochkogel weiträumig. Dieser Berg heißt so aufgrund seines brüchigen Gesteins. Wer den besteigt, muß lebensmüde sein.

Dann wird es wieder steiler und spaltenreicher. Und endlich können wir unser Ziel sehen, den Gipfel der Wildspitze. Der Schlußanstieg ist steil und am Ende felsig. Um 12 Uhr sind wir oben, also 6 Stunden nach dem Start.

Mit 3772 m ist die Wildspitze der zweithöchste Berg Österreichs. In der Alpenrepublik ist nur der Großglockner mit 3798 m etwas höher. Dort herrscht an den meisten Tagen aber ein Wahnsinns-Betrieb, während wir heute bisher nur wenige andere Seilschaften getroffen haben. Die Aussicht ist nicht die beste, nach wie vor gibt es viel Nebel.

20 min bleiben wir hier oben, dann beginnen wir den langen Abstieg. Der Rückweg ist derselbe wie der Hinweg. Der Nebel wird jetzt am Nachmittag weniger, die Blicke auf die Berge somit besser. Eine hervorragende Sicht haben wir vom Brochkogeljoch aus. Klar zu erkennen sind die anderen berühmten Gipfel der Ötztaler Alpen: Similaun, Fineilspitze, Weißkugel.
Abstieg von der Wildspitze
Und schon geht es wieder hinunter


Überall auf dem Gletscher fließt das Wasser. Da schmilzt er förmlich dahin. Wer weiß, wie lange die Gletscher hier noch existieren. Es war aber auch ein heißer Sommer. Der Wildbach von heute morgen ist immer noch genauso wild. Tom schlägt mit dem Pickel ein paar Stufen ins Eis, ein Service für uns zahlende Kunden. Um 17 Uhr sind wir zurück in der Hütte.

Jetzt gibt es eigentlich nur drei Dinge: Schuhe aus, Füße unters Wasser; und ein Hefeweizen. Um 18.30 Uhr Abendessen. Dreigängig, wie gewohnt. Lauchcreme-Suppe oder so, Hackbraten mit Reis und Gemüse, zum Nachtisch eine undefinierbare Creme. Bis auf den Nachtisch absolut in Ordnung. Gegen 21.45 Uhr bin ich im Bett.


Dritter Tag: Zur Schönen Aussicht

Die Nacht ist etwas unruhig, irgendeiner schnarcht immer. Dafür dürfen wir heute "ausschlafen". Um 6.30 Uhr Wecken, um 7 Uhr Frühstück. Heute steht kein Gipfel auf dem Programm, daher erst um 7.45 Uhr Abmarsch, Ziel ist die Hütte "Schöne Aussicht", die sich in Südtirol befindet. Das Wetter ist besser als gestern.
Steinmandl als Wegweiser
Ein Steinmandl weist den Weg


Zuerst heißt es ganz gewaltig abzusteigen. Überall laufen Schafe auf den dürren Wiesen herum. Erster Stop ist Hochjoch-Hospiz, eine weitere Alpenhütte. Eigentlich war hier Mittagspause geplant. Allerdings sind wir schon gegen 9.30 Uhr da, mit Mittagessen wird es daher nichts.

Wir steigen noch weiter ab, bis auf etwa 2300 m. Überquerung eines Flusses auf einer Metallbrücke. Und sofort beginnt der Gegenaufstieg. Der Weg ist mit roter Farbe markiert und ab und zu ein Steinmandl. Also nicht zu verfehlen.

Im Prinzip geht es nur ein Tal entlang rechts von einem Fluß. Auf der anderen Seite die Fineilspitze. Eine wunderschöne Szenerie. Es kommt das nunmehr stillgelegte Zollhaus und dann die Grenze zu Italien. Grenzkontrollen gibt es hier seit langem nicht mehr, jetzt ist alles EU. Und von hier ist es auch nicht mehr weit bis zur Schönen Aussicht.
Schöne Aussicht
Schöne Aussicht: Schön sind aber auch die Duschen
und gut das Essen


Eine nette Hütte, und es herrscht gerade Hochbetrieb. Ist ja auch Mittagszeit, 13.15 Uhr. Die Zimmer-Zuteilung bringt eine Überraschung: Ich bekomme ein Einzelzimmer. Endlich mal Platz zum Ausbreiten. Und Mittagessen kann man ja auch noch ordern. Ich nehme Würstl mit Kraut für 5 Euro und ein Hefeweizen. Auf der Terrasse ist es brennend heiß, wenn die Sonne scheint, und kalt, wenn eine Wolke kommt.

Irgendwann, kurz vor dem Sonnenstich, ist es genug. Es gibt hier auch Duschen mit heißem Wasser, das muß man ausnutzen. Ein Schild rät: "Spare Wasser, dusche mit einem Freund." Es fordert mich aber niemand auf. Also doch alleine.

Dann bereite ich schon mal meinen Rucksack für morgen vor. Da wir hier ebenfalls zwei Nächte haben, fliegt erstmal alles raus, was ich morgen nicht brauche. Und noch etwas ist anders hier: Im Gegensatz zu den meisten anderen Hütten darf man seinen Abfall in die Mülleimer werfen und braucht ihn nicht wieder mitzunehmen.

Der eigentlich Hit ist dann das Abendessen, um 18.45 Uhr serviert. Als Vorspeise gibt es eine große Portion Rigatoni mit Bolognese- Soße. Als Hauptgericht dann Rinderbraten mit Gemüse und gebratenen Kartoffelstückchen. Alles schön auf einer Platte hergerichtet und wirklich reichlich. Zum Nachtisch Obstsalat. Nach Auskunft von Georg und Tom ist die Hütte die beste der Alpen, die sie kennen. Und sie kennen eine Menge. Gegen 22 Uhr bin ich im Bett.


Vierter Tag: Weißkugel
Weißkugel
Eindrucksvoll liegt sie da, die Weißkugel (links)

Nun steht heute wieder eine anstrengende Tour bevor. Also, wie gehabt, Aufstehen um 4.30 Uhr, Frühstück um 5. Wie auf der Vernagt- Hütte als Büffet. Sehr reichhaltig, leider kann ich um diese Zeit nicht so viel essen. Ich schmiere mir aber ein Brötchen für die Tour.

Um 5.45 Uhr wandern wir los. Zunächst geht es noch mehr als 100 m abwärts, dann ein Wegweiser zur Weißkugel nach rechts. Auf einem Geröllfeld geht es immer mal wieder aufwärts und ab und zu auch auf gleichbleibender Höhe.

Bald wähnt man sich auf einer Art Geröll-Straße. Allerdings, so erfahre ich, ist das eine Skipiste. Und richtig, wir erreichen kurz danach die Gipfelstation einer Seilbahn. Ziemlich häßlich und gar nicht in die Landschaft passend. Aber das bringt Touristen und damit Geld, das ist die Hauptsache.

Weiter geht es erneut über Geröll, es folgt der Anstieg zum Teufelsegg, recht steil. Oben angekommen, sind wir bestimmt schon auf über 3100 m. Leider nutzt uns das nicht viel, wir müssen wieder runter. Von oben kann man aber schon sehr gut unser Ziel sehen, die Weißkugel. Also abwärts.
Eisbruch
Die knifflige Stelle


Als nächstes führt der Weg entlang des Steinschlagjochs. Hier heißt es ein bißchen zu kraxeln, das ist aber nicht übermäßig gefährlich. Nach mehr als zwei Stunden dürfen wir dann endlich die Steigeisen anziehen, es geht auf den Gletscher. Zunächst recht harmlos, dann kommen aber doch ein paar Spalten, die wir erfolgreich umgehen können. Einen recht gewaltigen Eindruck machen sie, sicher 30 oder 40 m tief. Der Vorteil zur Zeit besteht darin, daß es lange keinen Neuschnee gegeben hat und somit keine versteckten Spalten zu erwarten sind.

Die eigentliche Schwierigkeit kommt aber nun. Der normale Einstieg zum Berg ist durch eine große Gletscherspalte versperrt. Dennoch gibt es einen Weg, wie Tom und Georg von zwei Ötztaler Führern erfahren haben. Zunächst fast senkrecht eine Eis/Geröllwand hinauf. Immer mit den Frontzacken in die Wand hauen, dasselbe mit dem Pickel. Ähnlich wie beim Wasserfallklettern. Zu allem Unglück fließt hier auch noch Wasser hinunter. Das stört aber nicht viel, versaut nur ein bißchen die Handschuhe.
Firngrat
Der Firngrat kurz vor dem Gipfel stellt kein Problem dar


Das anschließende Umgehen einer Gletscherspalte gehört zu den leichteren Übungen. Nun kommt eine Art Eisbruch. Der Weg führt durch und über eine Gletscherspalte. Mal muß man sich an einer eigens angebrachten Eisschraube hinüberschwingen, mal muß man auf einem Eisgrat entlangklettern. Und für den Fall, daß etwas schiefgeht, locken 30 m freier Fall. Nein, wir sind natürlich per Seil gesichert.

Es folgt eine weitere Zone von Gletscherspalten, die wir erfolgreich überschreiten. Und nun geht es in Richtung Gipfel. Ein knapp 40 Grad steiler Eishang, wir laufen gut. Die zwei anderen Seilschaften, die heute unterwegs sind, werden lässig überholt.

Nun sind wir oben, auf einem Eisgrat bewegen wir uns in Richtung Gipfel. Allerdings auch hier noch eine Gletscherspalte. Wieder wird ein Übergang gesucht und gefunden. Das letzte Stück zum Gipfel besteht aus Kletterei über Fels. Wir entledigen uns der Steigeisen. Die Kletterei ist aber nicht übermäßig gefährlich, es ist überall genug Platz.
Blick vom Gipfel der Weißkugel
Grandioser Blick vom Gipfel der Weißkugel


Um 11.40 Uhr sind wir auf dem Gipfel des mit 3739 m dritthöchsten Gipfels von Österreich. Eine wahnsinnig interessante Tour. Die übliche Fotosession, die Aussicht ist wirklich grandios. Nach allen Seiten sieht man Gletscherberge, Wahnsinn!

Gegen 12 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. An vielen Stellen ist das Eis jetzt weicher als zuvor. Kritisch natürlich die Gletscherspalte vor dem Gipfelzugang. Aber es wird alles gut gemeistert. Der Rückweg zieht sich wieder gewaltig in die Länge. Vor allem müssen am Ende wieder 120 Höhenmeter geklettert werden, die am Ende dieser langen Tour ziemlich in die Oberschenkel gehen und auch keinen großen Spaß mehr machen. Gegen 16.35 Uhr sind wir zurück.

Das folgende Programm ist identisch zu gestern. Zum Abendessen gibt es wieder Nudeln als Vorspeise, Schnitzel mit Reis als Hauptgericht und Eis als Nachtisch. Hier könnte man durchaus länger bleiben, allerdings müssen wir morgen weiter. Gegen 22 Uhr bin ich im Bett.


Fünfter Tag: Zur Similaun-Hütte; Similaun

Aufstehen wie üblich um 4.30 Uhr, Frühstück um 5. Die Wettervorsage prophezeit für heute eine Wetterverschlechterung und für morgen Regen. Aus diesem Grund wird die Planung geändert. Statt heute auf dem Weg zur Similaun-Hütte die schwierigere Fineilspitze zu besteigen, wollen wir direkt zur Similaun-Hütte gehen und gleich danach den Similaun besteigen. Bei dem morgigen Regen wollen wir dann nur noch nach Vent absteigen. Sicher eine vernünftige Entscheidung.
Ötzi-Fundstelle
Hier wurde er gefunden, der 'Ötzi'


Um 6 Uhr begeben wir uns also erst einmal auf den Weg zur Similaun- Hütte. Wieder ein Standort-Wechsel, aber diesmal nicht so einfach wie der letzte. Diesmal sind jede Menge Schwierigkeiten dabei.

Es geht los mit zweimal Gletscher. Also Steigeisen an, aus, an, aus. Das ist ja mittlerweile Standard. Dann aber ein Geröllhang der übelsten Sorte. Es gibt keinen Weg, und nirgends hat man so richtig Halt. Man rutscht und rutscht und muß trotzdem nach oben. Irgendwann haben wir es dann aber tatsächlich geschafft.

Allerdings geht es dort gleich weiter mit Kletterei, diesmal auf festem Fels. Das ist die "Schwarze Wand". Da hier eine Stelle der Kategorie III kommt, werden wir gleich ans Seil genommen. Die Stelle ist nicht gefährlich, aber schwierig. Ohne größere Probleme un mit Hilfe von Georg und Tom wird sie dann auch gemeistert.

Bisher ist das Wetter noch sehr gut. Nach einem weiteren Geröllhang müssen wir wieder auf einen spaltenreichen Gletscher. Aufwärts geht es, am Fuß der Fineilspitze entlang. Am höchsten Punkt dann wieder auf Geröll.
Blick vom Gipfel des Similaun
Blick vom Gipfel des Similaun: Die Wolken verheißen
nichts Gutes


Dies ist das Hauslabjoch, und etwas weiter unten wurde im Jahre 1991 der "Mann von Similaun" gefunden, besser bekannt als "Ötzi". Man hat ihm sogar ein Denkmal gebaut und damit ein neues Wanderziel geschaffen. Denn ohne dieses würde kaum jemand hierherwandern, wenn er nicht - wie wir - ohnehin vorbeikäme. Alarmierend ist allerdings die Tatsache, daß 1991 der Gletscher gerade nur am Zurückgehen war und heute schon restlos verschwunden ist.

Eine Stunde ist es jetzt noch bis zur Similaun-Hütte, doch auch die hat es in sich. Geröll und Kletterei, an vielen Stellen durch Seile gesichert. Sehr abwechslungsreich. Gegen 11.10 Uhr kommen wir an der Hütte an. Wir bekommen gleich die Zimmer zugeteilt und können damit alles aus den Rucksäcken herauswerfen, was wir auf dem Similaun nicht benötigen. Vorher genehmige ich mir noch eine Portion Spaghetti Bolognese für 6 Euro. Überaus reichlich und eine gute Basis für die folgende Tour.

Um 12 Uhr Start der Besteigung des Similaun. Hauptsächlich besteht die Strecke aus Gletscher, am Anfang ist es noch recht flach und ohne Spalten. Der Gletscher macht einen Knick nach rechts, wir folgen. Unterhalb des Gipfelblocks versperrt mal wieder eine große Gletscherspalte den Zugang.
Gruppenfoto auf dem Similaun
Gruppenfoto auf dem Similaun


Georg testet die Eisbrücke, ich muß ihn sichern, weil ich hinter ihm gehe. Und prompt bricht er ein. Aber das Seil hält, er sinkt vielleicht bis zur Hüfte ein und ist sekundenschnell wieder draußen. Nichts passiert. Als ob es eine Demonstration für uns sein sollte. Aber die weiter hinten Stehenden haben es kaum mitbekommen, so schnell ging es. Georg kommt im zweiten Versuch rüber und dreht gleich eine Eisschraube rein, mit der wir gesichert werden.

Gemäß Wettervorhersage ziehen schon seit geraumer Zeit Wolken auf. Tom und Georg halten es aber für vertretbar, zum Gipfel zu gehen. Nach einer Geröllphase und einem Eisgrat bestehen die letzten Meter wieder aus Fels, umd um 14 Uhr sind wir oben. Auch der Similaun gehört mit seinen 3606 m zu den höheren Bergen der Gegend und sicher zu den bekanntesten.

Lange können wir uns diesmal aber nicht aufhalten. Wir müssen schnell runter, weil das Wetter nichts Gutes verspricht. Ein Gewitter hier oben möchte eigentlich niemand erleben. Zwischenzeitlich beginnt es tatsächlich zu regnen, es ist aber nicht so schlimm. Um 16 Uhr sind wir zurück in der Hütte.

Abendessen ist um 18 Uhr. Als Vorspeise gibt es Karfiolcremesuppe, wie das hier heißt. Also Blumenkohl. Dann Rindsgulasch mit Reis und Salat. Und als Nachtisch Himbeerkuchen. Abschlußbesprechung und noch ein Hefeweizen. Gegen 22 Uhr sind alle im Bett, in der Nacht regnet es heftig.


Sechster Tag: Abstieg nach Vent
Der Similaun im Nebel
Und das ist der Similaun bei schlechtem Wetter

Endlich wieder Ausschlafen, der Wecker klingelt um 6.30 Uhr. Um 7 Uhr Frühstück, wieder als Büffet hergerichtet. Zusammenpacken, um 8 Uhr ist Abmarsch. Es steht nur noch der Abstieg auf dem Programm, wobei auch der seine Tücken hat. Es nieselt.

Zunächst geht es auf einem Geröllweg abwärts, dann ist ein Ausläufer des Gletschers zu überqueren. Eigentlich keine große Sache, aber durch den Regen total rutschig. Und die Steigeisen sind tief unten im Rucksack. Georg als der Vorauseilende rutscht fast aus. Die Alternative führt durch dicken Matsch und bringt auch nichts, so daß wir doch den Gletscher nehmen müssen.

Wie auf rohen Eiern gehen wir, und glücklicherweise fällt niemand hin. Bei den dicken Rucksäcken ein Wunder. Es nieselt, während wir weitergehen. Der Similaun ist vor lauter Nebel und Wolken kaum zu sehen.

Wir erreichen die Martin-Busch-Hütte, wo wir eine Pause einlegen. Für ein paar Euro kann man seinen Rucksack nach unten transportieren lassen, da diese Hütte auf einem Fahrweg zu erreichen ist. Aber wohl nur für vierradgetriebene Autos.
Martin-Busch-Hütte
Spektakuläre Lage: Die Martin-Busch-Hütte


Nachdem wir die Hütte verlassen haben, wird der Regen heftiger. Es ist nicht besonders schön zu laufen, aber besser heute als an den vorigen Tagen. Die Landschaft ist eigentlich eindrucksvoll: Eine tiefe Schlucht mit einem reißenden Fluß. Dafür hat aber kaum jemand Augen. Auch wird es langsam grüner, die Wiesen saftiger, niedrige Nadelhölzer fallen auf.

Gegen 11.30 Uhr kommt Vent in Sicht. Die anderen holen sich die transportierten Rucksäcke, und dann gehts zum Mittagessen. Als Abschiedspräsent erhält jeder Teilnehmer ein T-Shirt der Bergschule, und um 13 Uhr folgt die allgemeine Verabschiedung.


Fazit

Eine Super-Tour!! Das Wetter war ideal, wir haben den zweit- und dritthöchsten Berg Österreichs bestiegen. Die Aussicht war grandios, die Touren spannend und abwechslungsreich. Ein bißchen beängstigend ist das wirklich sichtbare Abschmelzen der Gletscher. Allerdings war es ja ein extrem heißer Sommer. So ist zu hoffen, daß solche Touren auch in Zukunft möglich bleiben. Denn gerade die Gletscher sind es ja, die hier für eine fantastische Landschaft sorgen. Und ohne Gletscher wäre der eine oder andere Berg vermutlich wesentlich schwieriger zu besteigen.

 

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