Besteigung von Wildspitze, Weißkugel und Similaun -
Zweit- und dritthöchster Berg Österreichs -
Touren über Eis und Fels - Übernachtung in Alpenhütten
Dauer: Sechs Tage
Erster Tag: Anreise ins Ötztal
Blick zurück: Eine karge Landschaft
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Ich reise mit der Bahn über Kufstein und Innsbruck an. Nach Vent am
Ende des Ötztals will ich, aber im Bahnhof Ötztal ist Schluß.
Weiter geht es nur mit dem Bus, und das ist eine halbe Tagesreise. Zum
Glück hat sich der Bergführer bereiterklärt, mich hier
abzuholen, und damit dauert der Rest der Strecke nur eine Dreiviertelstunde.
Tom heißt er, und er hat sich verspätet. Das macht aber nichts,
da an diesem ersten Tag nur der Aufstieg zur Vernagt-Hütte ansteht,
und das wäre auch am Abend noch zu schaffen. Der Verkehr im Ötztal
ist enorm. Sölden ist der Haupt-Touristenort hier. Massentourismus
pur, zum Abgewöhnen. Danach wird es ruhiger, gegen 14:15 Uhr kommen
wir in Vent an. Ein kleiner netter Ort.
Die Gruppe besteht aus neun Personen, erfahre ich. Aufgrund der
Größe haben wir zwei Bergführer, und aufgrund unserer
Verspätung sind die anderen schon mal losgelaufen. Mein Rucksack
wird per Materialbahn nach oben verfrachtet, ich brauche ihn gar nicht
zur Hütte zu tragen.
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Die Vernagt-Hütte: Hier wird zweimal übernachtet
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Auch wir machen uns schnell auf den Weg. Der Pfad führt zunächst
im Tal entlang, dann auf der rechten Talseite nach oben. Die Landschaft
ist hier schon recht karg, die überall grasenden Schafe haben nicht
viel zu fressen. Gewaltige Wasserfälle kommen aus den Bergen
herunter, mehr als sonst. Das ist alles Gletscherwasser, eine Folge
des heißen Sommers.
Irgendwo in der Ferne sehen wir die anderen, die ja früher losgegangen
sind. Die Steigung ist mäßig, die ersten Gletscher sind zu sehen.
Im Laufe der Zeit kommen wir immer näher. Ein letzter Anstieg, eine
Brücke über einen Gletscherfluß, und fast gleichzeitig
mit den anderen kommen wir auf der Vernagt-Hütte an. Die Rucksäcke
sind schon da, und der zweite Bergführer heißt Georg.
Wir beziehen die Zimmer. Wie so oft auf den Hütten ist alles sehr eng.
Das Material wird überprüft und ggf. ergänzt. Wer keine
eigenen Steigeisen oder Gurte hat, bekommt welche vom Veranstalter.
Und wir üben das An- und Ausziehen der Steigeisen. In den nächsten
Tagen muß das alles wie im Schlaf gehen.
Um 18:30 Uhr gibt es Abendessen, ein Drei-Gang-Menü. Fleischbrühe
mit Klößchen, Rindfleisch mit Spätzle und Salat. Und zum
Nachtisch Kuchen. Alles reichlich und gut. Wir bereiten noch die
Rucksäcke für die morgige Tour vor. Wir werden am
Abend wieder hierher zurückkehren, das ist ein großer Vorteil.
So müssen wir nur das für die Tour Notwendige mitnehmen.
Zweiter Tag: Wildspitze
Die ersten Schritte auf dem Gletscher
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Um 4.30 Uhr Wecken, um 5 Uhr Frühstück. Nicht gerade meine Zeit,
aber in den Bergen muß man früh sein. Das Frühstück
ist als Büffet hergerichtet, man darf essen, soviel man will. Wenn
man denn Hunger hat zu dieser Zeit.
Abmarsch ist um 6 Uhr, zunächst geht es auf einer Art Wanderweg
leicht bergauf. Dann runter zum Gletscher. Nach einer halben Stunde also
an mit den Steigeisen. Gleich das erste Hindernis. Ein Graben mit einem
wildgewordenen Gletscherbach ist zu überqueren. Gar nicht einfach,
man rutscht leicht aus - trotz Steigeisen.
Nach einer Viertelstunde ist der Gletscher zu Ende, aus mit den Eisen.
Es kommt eine Permafrost-Zone. Die zeichnet sich dadurch aus, daß
es eben überhaupt kein Frost ist, sondern Matsch. Man sinkt
teilweise bis über die Knöchel ein. Ziemlich eklig.
Der nächste Gletscher. Und an die Steigeisen. Diesmal geht es etwas
länger. Es wird steil, und damit kommen auch die Gletscherspalten.
Also wird angeseilt. Jetzt gewinnen wir auch etwas an Höhe. Die
Berge ringsum sind noch nicht zu sehen, es ist neblig.
Dann ist der Gletscher zu Ende, es folgt der Aufstieg zum Brochkogeljoch.
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Der Gipfelanstieg, halb Eis, halb Fels
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Ein ziemlich übler Geröllhang. Schritt für Schritt gewinnen
wir vielleicht 100 Höhenmeter. Oben sind wir dann auf 3476 m, viele
Meter fehlen also gar nicht mehr. Wir ziehen die Steigeisen wieder an
und umgehen den Brochkogel weiträumig. Dieser Berg heißt
so aufgrund seines brüchigen Gesteins. Wer den besteigt, muß
lebensmüde sein.
Dann wird es wieder steiler und spaltenreicher. Und endlich können
wir unser Ziel sehen, den Gipfel der Wildspitze. Der Schlußanstieg
ist steil und am Ende felsig. Um 12 Uhr sind wir oben, also 6 Stunden
nach dem Start.
Mit 3772 m ist die Wildspitze der zweithöchste Berg Österreichs.
In der Alpenrepublik ist nur der Großglockner mit 3798 m etwas
höher. Dort herrscht an den meisten Tagen aber ein Wahnsinns-Betrieb,
während wir heute bisher nur wenige andere Seilschaften getroffen
haben. Die Aussicht ist nicht die beste, nach wie vor gibt es viel Nebel.
20 min bleiben wir hier oben, dann beginnen wir den langen Abstieg.
Der Rückweg ist derselbe wie der Hinweg. Der Nebel wird jetzt am
Nachmittag weniger, die Blicke auf die Berge somit besser. Eine
hervorragende Sicht haben wir vom Brochkogeljoch aus. Klar zu erkennen
sind die anderen berühmten Gipfel der Ötztaler Alpen: Similaun,
Fineilspitze, Weißkugel.
Und schon geht es wieder hinunter
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Überall auf dem Gletscher fließt das Wasser. Da schmilzt er
förmlich dahin. Wer weiß, wie lange die Gletscher hier noch
existieren. Es war aber auch ein heißer Sommer. Der Wildbach von
heute morgen ist immer noch genauso wild. Tom schlägt mit
dem Pickel ein paar Stufen ins Eis, ein Service für uns zahlende Kunden.
Um 17 Uhr sind wir zurück in der Hütte.
Jetzt gibt es eigentlich nur drei Dinge: Schuhe aus, Füße unters
Wasser; und ein Hefeweizen. Um 18.30 Uhr Abendessen. Dreigängig,
wie gewohnt. Lauchcreme-Suppe oder so, Hackbraten mit Reis und Gemüse,
zum Nachtisch eine undefinierbare Creme. Bis auf den Nachtisch
absolut in Ordnung. Gegen 21.45 Uhr bin ich im Bett.
Dritter Tag: Zur Schönen Aussicht
Die Nacht ist etwas unruhig, irgendeiner schnarcht immer. Dafür
dürfen wir heute "ausschlafen". Um 6.30 Uhr Wecken, um 7 Uhr
Frühstück. Heute steht kein Gipfel auf dem Programm, daher
erst um 7.45 Uhr Abmarsch, Ziel ist die Hütte "Schöne Aussicht",
die sich in Südtirol befindet. Das Wetter ist besser als gestern.
Ein Steinmandl weist den Weg
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Zuerst heißt es ganz gewaltig abzusteigen. Überall laufen Schafe
auf den dürren Wiesen herum. Erster Stop ist Hochjoch-Hospiz,
eine weitere Alpenhütte. Eigentlich war hier Mittagspause geplant.
Allerdings sind wir schon gegen 9.30 Uhr da, mit Mittagessen wird es
daher nichts.
Wir steigen noch weiter ab, bis auf etwa 2300 m. Überquerung eines
Flusses auf einer Metallbrücke. Und sofort beginnt der Gegenaufstieg.
Der Weg ist mit roter Farbe markiert und ab und zu ein Steinmandl.
Also nicht zu verfehlen.
Im Prinzip geht es nur ein Tal entlang rechts von einem Fluß.
Auf der anderen Seite die Fineilspitze. Eine wunderschöne Szenerie.
Es kommt das nunmehr stillgelegte Zollhaus und dann die Grenze zu Italien.
Grenzkontrollen gibt es hier seit langem nicht mehr, jetzt ist alles EU.
Und von hier ist es auch nicht mehr weit bis zur Schönen Aussicht.
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Schöne Aussicht: Schön sind aber auch die Duschen und gut das Essen
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Eine nette Hütte, und es herrscht gerade Hochbetrieb. Ist ja auch
Mittagszeit, 13.15 Uhr. Die Zimmer-Zuteilung bringt eine Überraschung:
Ich bekomme ein Einzelzimmer. Endlich mal Platz zum Ausbreiten.
Und Mittagessen kann man ja auch noch ordern. Ich nehme Würstl
mit Kraut für 5 Euro und ein Hefeweizen. Auf der Terrasse ist es
brennend heiß, wenn die Sonne scheint, und kalt, wenn eine Wolke kommt.
Irgendwann, kurz vor dem Sonnenstich, ist es genug. Es gibt hier
auch Duschen mit heißem Wasser, das muß man ausnutzen.
Ein Schild rät: "Spare Wasser, dusche mit einem Freund."
Es fordert mich aber niemand auf. Also doch alleine.
Dann bereite ich schon mal meinen Rucksack für morgen vor.
Da wir hier ebenfalls zwei Nächte haben, fliegt erstmal alles
raus, was ich morgen nicht brauche. Und noch etwas ist anders hier: Im
Gegensatz zu den meisten anderen Hütten darf man seinen Abfall in
die Mülleimer werfen und braucht ihn nicht wieder mitzunehmen.
Der eigentlich Hit ist dann das Abendessen, um 18.45 Uhr serviert.
Als Vorspeise gibt es eine große Portion Rigatoni mit Bolognese-
Soße. Als Hauptgericht dann Rinderbraten mit Gemüse und
gebratenen Kartoffelstückchen. Alles schön auf einer
Platte hergerichtet und wirklich reichlich. Zum Nachtisch Obstsalat.
Nach Auskunft von Georg und Tom ist die Hütte die beste der Alpen,
die sie kennen. Und sie kennen eine Menge. Gegen 22 Uhr bin ich im Bett.
Vierter Tag: Weißkugel
Eindrucksvoll liegt sie da, die Weißkugel (links)
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Nun steht heute wieder eine anstrengende Tour bevor. Also, wie gehabt,
Aufstehen um 4.30 Uhr, Frühstück um 5. Wie auf der Vernagt-
Hütte als Büffet. Sehr reichhaltig, leider kann ich um diese
Zeit nicht so viel essen. Ich schmiere mir aber ein Brötchen
für die Tour.
Um 5.45 Uhr wandern wir los. Zunächst geht es noch mehr als 100 m
abwärts, dann ein Wegweiser zur Weißkugel nach rechts. Auf
einem Geröllfeld geht es immer mal wieder aufwärts und ab und
zu auch auf gleichbleibender Höhe.
Bald wähnt man sich auf einer Art Geröll-Straße.
Allerdings, so erfahre ich, ist das eine Skipiste. Und richtig, wir
erreichen kurz danach die Gipfelstation einer Seilbahn. Ziemlich
häßlich und gar nicht in die Landschaft passend. Aber das
bringt Touristen und damit Geld, das ist die Hauptsache.
Weiter geht es erneut über Geröll, es folgt der Anstieg zum
Teufelsegg, recht steil. Oben angekommen, sind wir bestimmt schon auf
über 3100 m. Leider nutzt uns das nicht viel, wir müssen wieder
runter. Von oben kann man aber schon sehr gut unser Ziel sehen,
die Weißkugel. Also abwärts.
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Die knifflige Stelle
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Als nächstes führt der Weg entlang des Steinschlagjochs. Hier
heißt es ein bißchen zu kraxeln, das ist aber nicht
übermäßig gefährlich. Nach mehr als zwei Stunden
dürfen wir dann endlich die Steigeisen anziehen, es geht auf den
Gletscher. Zunächst recht harmlos, dann kommen aber doch ein paar
Spalten, die wir erfolgreich umgehen können. Einen recht gewaltigen
Eindruck machen sie, sicher 30 oder 40 m tief. Der Vorteil zur Zeit besteht
darin, daß es lange keinen Neuschnee gegeben hat
und somit keine versteckten Spalten zu erwarten sind.
Die eigentliche Schwierigkeit kommt aber nun. Der normale Einstieg zum
Berg ist durch eine große Gletscherspalte versperrt. Dennoch gibt
es einen Weg, wie Tom und Georg von zwei Ötztaler Führern
erfahren haben. Zunächst fast senkrecht eine Eis/Geröllwand hinauf.
Immer mit den Frontzacken in die Wand hauen, dasselbe mit dem Pickel.
Ähnlich wie beim Wasserfallklettern. Zu allem Unglück fließt
hier auch noch Wasser hinunter. Das stört aber nicht viel,
versaut nur ein bißchen die Handschuhe.
Der Firngrat kurz vor dem Gipfel stellt kein Problem dar
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Das anschließende Umgehen einer Gletscherspalte gehört zu den
leichteren Übungen. Nun kommt eine Art Eisbruch. Der Weg führt
durch und über eine Gletscherspalte. Mal muß man sich an einer
eigens angebrachten Eisschraube hinüberschwingen, mal muß man
auf einem Eisgrat entlangklettern. Und für den Fall, daß
etwas schiefgeht, locken 30 m freier Fall. Nein, wir sind natürlich
per Seil gesichert.
Es folgt eine weitere Zone von Gletscherspalten, die wir erfolgreich
überschreiten. Und nun geht es in Richtung Gipfel. Ein knapp 40
Grad steiler Eishang, wir laufen gut. Die zwei anderen Seilschaften,
die heute unterwegs sind, werden lässig überholt.
Nun sind wir oben, auf einem Eisgrat bewegen wir uns in Richtung Gipfel.
Allerdings auch hier noch eine Gletscherspalte. Wieder wird ein
Übergang gesucht und gefunden. Das letzte Stück zum Gipfel
besteht aus Kletterei über Fels. Wir entledigen uns der Steigeisen.
Die Kletterei ist aber nicht übermäßig gefährlich,
es ist überall genug Platz.
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Grandioser Blick vom Gipfel der Weißkugel
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Um 11.40 Uhr sind wir auf dem Gipfel des mit 3739 m dritthöchsten
Gipfels von Österreich. Eine wahnsinnig interessante Tour. Die
übliche Fotosession, die Aussicht ist wirklich grandios. Nach
allen Seiten sieht man Gletscherberge, Wahnsinn!
Gegen 12 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. An vielen Stellen ist
das Eis jetzt weicher als zuvor. Kritisch natürlich die Gletscherspalte
vor dem Gipfelzugang. Aber es wird alles gut gemeistert. Der Rückweg
zieht sich wieder gewaltig in die Länge. Vor allem müssen
am Ende wieder 120 Höhenmeter geklettert werden, die am Ende dieser
langen Tour ziemlich in die Oberschenkel gehen und auch keinen
großen Spaß mehr machen. Gegen 16.35 Uhr sind wir zurück.
Das folgende Programm ist identisch zu gestern. Zum Abendessen gibt es
wieder Nudeln als Vorspeise, Schnitzel mit Reis als Hauptgericht und
Eis als Nachtisch. Hier könnte man durchaus länger bleiben,
allerdings müssen wir morgen weiter. Gegen 22 Uhr bin ich im Bett.
Fünfter Tag: Zur Similaun-Hütte; Similaun
Aufstehen wie üblich um 4.30 Uhr, Frühstück um 5. Die
Wettervorsage prophezeit für heute eine Wetterverschlechterung
und für morgen Regen. Aus diesem Grund wird die Planung geändert.
Statt heute auf dem Weg zur Similaun-Hütte die schwierigere Fineilspitze
zu besteigen, wollen wir direkt zur Similaun-Hütte gehen und gleich
danach den Similaun besteigen. Bei dem morgigen Regen wollen wir dann
nur noch nach Vent absteigen. Sicher eine vernünftige Entscheidung.
Hier wurde er gefunden, der 'Ötzi'
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Um 6 Uhr begeben wir uns also erst einmal auf den Weg zur Similaun-
Hütte. Wieder ein Standort-Wechsel, aber diesmal nicht so einfach wie
der letzte. Diesmal sind jede Menge Schwierigkeiten dabei.
Es geht los mit zweimal Gletscher. Also Steigeisen an, aus, an, aus. Das
ist ja mittlerweile Standard. Dann aber ein Geröllhang der
übelsten Sorte. Es gibt keinen Weg, und nirgends hat man so richtig
Halt. Man rutscht und rutscht und muß trotzdem nach oben.
Irgendwann haben wir es dann aber tatsächlich geschafft.
Allerdings geht es dort gleich weiter mit Kletterei, diesmal auf festem
Fels. Das ist die "Schwarze Wand". Da hier eine Stelle der Kategorie III
kommt, werden wir gleich ans Seil genommen. Die Stelle ist nicht
gefährlich, aber schwierig. Ohne größere Probleme un mit
Hilfe von Georg und Tom wird sie dann auch gemeistert.
Bisher ist das Wetter noch sehr gut. Nach einem weiteren Geröllhang
müssen wir wieder auf einen spaltenreichen Gletscher. Aufwärts
geht es, am Fuß der Fineilspitze entlang. Am höchsten Punkt
dann wieder auf Geröll.
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Blick vom Gipfel des Similaun: Die Wolken verheißen nichts Gutes
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Dies ist das Hauslabjoch, und etwas weiter unten wurde im Jahre 1991 der
"Mann von Similaun" gefunden, besser bekannt als "Ötzi". Man hat ihm
sogar ein Denkmal gebaut und damit ein neues Wanderziel geschaffen.
Denn ohne dieses würde kaum jemand hierherwandern, wenn er
nicht - wie wir - ohnehin vorbeikäme. Alarmierend ist allerdings
die Tatsache, daß 1991 der Gletscher gerade nur am Zurückgehen
war und heute schon restlos verschwunden ist.
Eine Stunde ist es jetzt noch bis zur Similaun-Hütte, doch auch die
hat es in sich. Geröll und Kletterei, an vielen Stellen durch
Seile gesichert. Sehr abwechslungsreich. Gegen 11.10 Uhr kommen wir an
der Hütte an. Wir bekommen gleich die Zimmer zugeteilt und
können damit alles aus den Rucksäcken herauswerfen, was wir
auf dem Similaun nicht benötigen. Vorher genehmige ich mir noch
eine Portion Spaghetti Bolognese für 6 Euro. Überaus reichlich
und eine gute Basis für die folgende Tour.
Um 12 Uhr Start der Besteigung des Similaun. Hauptsächlich besteht
die Strecke aus Gletscher, am Anfang ist es noch recht flach und ohne
Spalten. Der Gletscher macht einen Knick nach rechts, wir folgen. Unterhalb
des Gipfelblocks versperrt mal wieder eine große Gletscherspalte
den Zugang.
Gruppenfoto auf dem Similaun
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Georg testet die Eisbrücke, ich muß ihn sichern, weil ich
hinter ihm gehe. Und prompt bricht er ein. Aber das Seil hält,
er sinkt vielleicht bis zur Hüfte ein und ist sekundenschnell wieder
draußen. Nichts passiert. Als ob es eine Demonstration für uns
sein sollte. Aber die weiter hinten Stehenden haben es kaum mitbekommen,
so schnell ging es. Georg kommt im zweiten Versuch rüber und dreht
gleich eine Eisschraube rein, mit der wir gesichert werden.
Gemäß Wettervorhersage ziehen schon seit geraumer Zeit Wolken
auf. Tom und Georg halten es aber für vertretbar, zum Gipfel zu gehen.
Nach einer Geröllphase und einem Eisgrat bestehen die letzten Meter
wieder aus Fels, umd um 14 Uhr sind wir oben. Auch der Similaun
gehört mit seinen 3606 m zu den höheren Bergen der Gegend und
sicher zu den bekanntesten.
Lange können wir uns diesmal aber nicht aufhalten. Wir müssen
schnell runter, weil das Wetter nichts Gutes verspricht. Ein Gewitter
hier oben möchte eigentlich niemand erleben. Zwischenzeitlich
beginnt es tatsächlich zu regnen, es ist aber nicht so schlimm.
Um 16 Uhr sind wir zurück in der Hütte.
Abendessen ist um 18 Uhr. Als Vorspeise gibt es Karfiolcremesuppe,
wie das hier heißt. Also Blumenkohl. Dann Rindsgulasch mit Reis
und Salat. Und als Nachtisch Himbeerkuchen. Abschlußbesprechung
und noch ein Hefeweizen. Gegen 22 Uhr sind alle im Bett, in der Nacht
regnet es heftig.
Sechster Tag: Abstieg nach Vent
Und das ist der Similaun bei schlechtem Wetter
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Endlich wieder Ausschlafen, der Wecker klingelt um 6.30 Uhr. Um 7 Uhr
Frühstück, wieder als Büffet hergerichtet. Zusammenpacken,
um 8 Uhr ist Abmarsch. Es steht nur noch der Abstieg auf dem Programm,
wobei auch der seine Tücken hat. Es nieselt.
Zunächst geht es auf einem Geröllweg abwärts, dann ist ein
Ausläufer des Gletschers zu überqueren. Eigentlich keine
große Sache, aber durch den Regen total rutschig. Und die
Steigeisen sind tief unten im Rucksack. Georg als der Vorauseilende rutscht
fast aus. Die Alternative führt durch dicken Matsch und bringt auch
nichts, so daß wir doch den Gletscher nehmen müssen.
Wie auf rohen Eiern gehen wir, und glücklicherweise fällt
niemand hin. Bei den dicken Rucksäcken ein Wunder. Es nieselt,
während wir weitergehen. Der Similaun ist vor lauter Nebel und Wolken
kaum zu sehen.
Wir erreichen die Martin-Busch-Hütte, wo wir eine Pause einlegen.
Für ein paar Euro kann man seinen Rucksack nach unten transportieren
lassen, da diese Hütte auf einem Fahrweg zu erreichen ist. Aber
wohl nur für vierradgetriebene Autos.
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Spektakuläre Lage: Die Martin-Busch-Hütte
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Nachdem wir die Hütte verlassen haben, wird der Regen heftiger. Es
ist nicht besonders schön zu laufen, aber besser heute als an den
vorigen Tagen. Die Landschaft ist eigentlich eindrucksvoll: Eine tiefe
Schlucht mit einem reißenden Fluß. Dafür hat aber
kaum jemand Augen. Auch wird es langsam grüner, die Wiesen saftiger,
niedrige Nadelhölzer fallen auf.
Gegen 11.30 Uhr kommt Vent in Sicht. Die anderen holen sich die
transportierten Rucksäcke, und dann gehts zum Mittagessen. Als
Abschiedspräsent erhält jeder Teilnehmer ein T-Shirt der
Bergschule, und um 13 Uhr folgt die allgemeine Verabschiedung.
Fazit
Eine Super-Tour!! Das Wetter war ideal, wir haben den zweit- und
dritthöchsten Berg Österreichs bestiegen. Die Aussicht war
grandios, die Touren spannend und abwechslungsreich. Ein bißchen
beängstigend ist das wirklich sichtbare Abschmelzen der Gletscher.
Allerdings war es ja ein extrem heißer Sommer. So ist zu hoffen,
daß solche Touren auch in Zukunft möglich bleiben. Denn
gerade die Gletscher sind es ja, die hier für eine fantastische
Landschaft sorgen. Und ohne Gletscher wäre der eine oder
andere Berg vermutlich wesentlich schwieriger zu besteigen.