Wettkämpfe im Schottenrock - Baumstammwerfen und Dudelsäcke -
Eine Menge Eindrücke von ungewöhnlichen Wettkämpfen
Statistik
Datum der Reise | Juli 1994 |
Dauer | 1 Tag |
Bericht online seit | 20.06.2003 |
Aktualisiert am | 20.06.2003 |
Wir fahren nach Inveraray zu den Highland Games.
Viel haben wir gehört und gelesen über diese in Schottland
traditionellen Wettkämpfe. Nun wollen wir sie selbst in
Augenschein nehmen. Das Wetter ist zunächst äußerst vielversprechend.
Je näher wir Inveraray jedoch kommen, desto schlechter wird es.
Um 12.45 Uhr treffen wir ein. Schon draußen ein
Riesen-Rummel. Parkplätze für Busse und Pkws sind auf Wiesen
eingerichtet. Polizisten weisen die Fahrzeuge ein. Wir
sehen und hören Dudelsack-Spieler, die ihre Instrumente
stimmen oder sich warmspielen.
Der Eintrittspreis beträgt etwa 4 Euro, und innen geht
es gleich weiter mit Dudelsack-Klängen.
Überall sieht und hört man die Spieler in voller Highland-Montur
mit Kilt, Mütze und Dudelsack.
Ein heilloses Durcheinander bekannter Melodien.
Auf einer sehr gepflegten Wiese ist ein Sportplatz von etwa
der Größe eines normalen Leichtathletik-Sportplatzes abgesteckt,
also mit einer etwa 400 m langen Rundbahn, durchgängig mit 6 Bahnen
ausgestattet.
Der Dudelsack-Musikzug gehört natürlich dazu.
| | |
Rund um dieses Sportgelände herum gibt es
tausende von Ständen und Zelten,
wo man jeden erdenklichen Sinn und Unsinn kaufen kann.
Alles Schottische gibt es sowieso, vom Kilt über karierte Kleidung
bis hin zum Dudelsack. Abzeichen aller schottischer Clans,
Clan-Eßbrettchen, Clan-Kartenspiele, usw.
Dann gibt es aber auch alles mögliche Nicht-Schottische,
ganz normale Kleider wie T- und Sweat-Shirts oder Jeans,
ganz normalen Schmuck, ganz normale Schallplatten und Bücher,
und man kann sich aus der Hand lesen lassen.
Die Kinder kann man auf diversen Riesenkissen hüpfen lassen.
Auch zu essen gibt es natürlich reichlich.
Von Fish & Chips über Süßigkeiten bis zu Chips & Fish.
Den Durst kann man mit schottischem Malt Whisky stillen, aber auch mit Bier.
Kurz und gut, die Wettkämpfe sind ein Riesenspektakel.
Bei manchen der Besucher weiß man nicht,
ob sie wegen der Wettkämpfe oder wegen des Drumherums gekommen sind.
Was die Wettkämpfe betrifft,
so haben wir das Baumstammwerfen leider verpaßt,
wir hätten doch ein bißchen früher kommen sollen.
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, daß wir wenige
Tage später in Inverness die Gelegenheit haben sollen,
gerade diesen Wettkampf als Zaungäste mitzuerleben.
Das Baumstammwefen ("Tossing the Caber") ist aus unserer
Sicht der urtypische schottische Wettkampf. So etwas gibt es
in keiner anderen Kultur. Dabei kommt es beim Werfen nicht
auf die Weite an, sondern auf die Form. Der Baumstamm muß sich
überschlagen und möglichst gerade liegenbleiben.
Das ist schon schwierig genug, der Baumstamm ist ja nicht gerade leicht.
|
Ungewöhnlich: Der Fahrrad-Wettbewerb auf Rasen.
|
Es läuft gerade das Kugelstoßen ("Putting the Stone"),
das ziemlich ähnlich dem leichtathletischen Kugelstoßen
verläuft. Auch hier gibt es einige, die die Drehtechnik verwenden.
Die meisten der Athleten tragen einen Schottenrock, dazu T-Shirt und Turnschuhe.
Bei den Läufen herrscht die normale Sporthose vor.
Wer will schon 200 m im Kilt laufen?
Erstaunlich viele Disziplinen gibt es, die eigentlich aus der
Leichtathletik bekannt sind. Neben dem bereits erwähnten
Kugelstoßen eine große Zahl an Läufen,
aber auch die eher exotische Disziplin Dreisprung,
allerdings mit nicht ganz so strengen Regeln wie in der Leichtathletik.
Hammerwerfen ("Throwing the Hammer") gibt es, allerdings hat der Hammer
mehr die Form eines Kübels mit Griff.
Das Gewicht scheint aber größer als in der Leichtathletik zu sein,
und auch die Technik des Werfens ist eine völlig andere.
Um 13.30 Uhr kommt der Musikzug, bestehend aus einer ganzen Anzahl
von Dudelsackbläsern, dazu wohl genausoviele Trommler
und der Taktgeber mit der großen Pauke.
Diese Gruppe marschiert über die Laufbahn ein und kommt im Inneren
zum Stehen, wo sie weiterspielt.
Der mittlerweile herrschende Nieselregen scheint den Musikanten
nichts auszumachen, sie sind bestimmt daran gewöhnt.
Nach etwa einer Viertelstunde der Auszug aus dem Stadion,
die Wettkämpfe gehen weiter.
Jetzt kommt das Radfahren. Als ob die Rundbahnen asphaltiert
wären, fahren sie mit normalen Straßenrennrädern.
Ungewöhnlich, aber, wie gesagt, der Rasen ist ja auch ungewöhnlich
gut hergerichtet.
Beim Dudelsack-Wettbewerb kommt es nicht nur auf den richtigen Ton an.
| | |
Ein anderer Wettbewerb betrifft das Dudelsackspielen selbst.
Rund um den Sportplatz sind eine ganze Anzahl von kleinen Bühnen
aufgebaut, auf denen jeweils ein einzelner Dudelsackspieler umhermarschiert
und spielt. Ein Kampfrichter sitzt jeweils in einem kleinen Zelt
und bewertet die Angelegenheit. Schrittfolge, Ausdruck, Musik,
das alles wird vermutlich einem Punktesystem unterzogen.
Ein falscher Schritt, und der erste Platz ist hinüber.
Und ziemlich lang dauert die Prozedur für jeden einzelnen der
Wettkämpfer, da ist ein falscher Schritt schnell passiert.
Na, vielleicht kann da die B-Note noch was rausreißen.
Aus dem Nieselregen wird nun ein stärkerer Regen,
und bald macht es keinen Spaß mehr,
auf dem Sportplatz herumzulaufen. Wir wollen uns was zu essen holen,
Fish & Chips. Aber diese Idee hatten
schon mehr Leute gehabt, es gibt also nur noch Chips,
dafür ist der Ketchup umsonst.
Und wir können im Zelt Platz nehmen.
Zunächst auf nur einem Stuhl, dann wird ein zweiter frei.
Draußen regnet es immer schlimmer. Die Aussicht, daß
sich das Wetter noch einmal bessern könnte, ist gering.
So verlassen wir das Gelände für einen Rundgang in der kleinen
Stadt Inveraray.
Fazit
Daß wir die Highland Games besucht haben, bereuen wir trotz des
schlechten Wetters nicht. Wir haben doch eine Menge Eindrücke
von diesen teilweise exotischen Wettkämpfen erhalten.
Wer die Zeit hat, sollte sie sich unbedingt nehmen. Wie gesagt,
neben den Wettkäpfen gibt es noch eine Menge drumherum, so daß
es niemandem langweilig werden muß. Außerdem ist es ja auch
ein relativ billiges Vergnügen, gemessen an anderen touristischen
Aktivitäten.