Datum der Reise | Anfang Juni 2010 |
Dauer | 4 Tage |
Bericht online seit | 05.07.2010 |
Aktualisiert am | 05.07.2010 |
Vier Tage Anfang Juni in Oberstdorf. Die ganz hohen Berge sind noch nicht zu erklimmen, zu viel Schnee
liegt dort in der Höhe. Allerdings bietet die Umgebung von Oberstdorf auch ohne diese genügend Möglichkeiten zu abwechslungsreichen und spannenden Touren. Gebucht habe ich die Bahnfahrt nach
Oberstdorf und eine Unterkunft für drei Nächte. Bei früher Ankunft am ersten und später
Abfahrt am letzten Tag somit die Möglichkeit zu vier Bergtouren.
Und auch Oberstdorf selbst ist ja ein ganz netter Ort mit vielen traditionellen Häusern.
Teilweise sieht man auch Lüftlmalerei und Schnitzerei von Holzmasken.
Im Übernachtungspreis ist die Benutzung aller Bergbahnen rund um Oberstdorf und im Kleinwalsertal
inbegriffen. Das ist angenehm und will ich nach Möglichkeit für die Abstiege nutzen.
So braucht man für diese Touren eine gute Kondition und auch ein bisschen Erfahrung.
Erster Tag: Freibergsee - Söllereck - Schlappoldkopf - Fellhorn
Ich bin also gerade angekommen, da geht es schon los. Erstes Ziel ist der Freibergsee. Dichter
Nebel verdeckt die Berggipfel, aber hauptsächlich bleibt es trocken. Nach einer Dreiviertelstunde
ist der See schon erreicht. Eindrucksvoll der Blick über das Wasser mit der Heini-Klopfer-Skiflugschanze
dahinter. Sie gehört zu den drei größten Skiflugschanzen der Welt.
Der Weg wird nun matschig, teilweise fließt noch das Wasser auf dem Weg. Nächste kurze Pause
am Gasthof Hochleite. Es kommen nun immer mehr Menschen entgegegen, die mit der Söllereckbahn nach oben
gefahren sind und nun bergab Richtung Oberstdorf laufen. Die Aussichtskanzel bietet einen schönen Blick
auf Oberstdorf, aber nach wie vor viel Nebel.
Mit dem Abzweig in Richtung Söllereck-Gipfel wird es einsamer. Die Sölleralpe soll wohl
geöffnet sein, aber heute verirrt sich kaum jemand hierher. Zum Söllereck-Gipfel darf man dann
gar nicht, kurz davor die Sperrung zum Schutz der Tiere. Daher gehe ich gleich weiter auf dem Gratweg in
Richtung Fellhorn.
Mittlerweile hat der Nebel wieder zugenommen, und viel mehr als den Weg sieht man nicht. Da der Grat
aber recht breit ist, ist das kein Problem. Nur hatte ich gelesen, dass die letzte Talfahrt der Fellhornbahn
schon um 16 Uhr erfolgt, daher wird die Zeit knapp. Immer wieder sind jetzt Schneefelder zu überqueren.
Über den Schlappoldkopf gelange ich zum Fellhorn-Gipfel. Er ist wohl selten so leer wie jetzt, ich
habe nämlich auf dem ganzen Gratweg keinen Menschen mehr gesehen.
Lange kann ich mich nicht aufhalten. Gerade so eben erreiche ich die Bergstation der Fellhornbahn.
Hier stehen noch ein paar vereinzelte Menschen herum und warten auf die letzte Talfahrt. Die nehme ich dann
auch, und mit dem Bus geht es zurück nach Oberstdorf.
 |
Die Heini-Klopfer- Skiflugschanze spiegelt sich im Wasser des Freiberg- sees. |
 |
Zwischenstation am Berggasthof Hochleite. |
 |
Auf dem Gratweg herrscht dichter Nebel. |
 |
Am Schlappoldkopf kommt Schnee hinzu. |
 |
Und endlich der einsame Gipfel des Fellhorns. |
Zweiter Tag: Nebelhorn - Laufbacher-Eck-Weg - Zeiger - Hüttenkopf
Der zweite Tag soll mich auf das Nebelhorn bringen, den Hausberg von Oberstdorf. Das Wetter ist schon deutlich
besser als gestern, aber die Berggipfel liegen meist noch im Nebel. Noch im Ort beginnt der Anstieg. Vorbei an
der Erdinger-Arena - so heißt das Skisprungstadion - geht es auf asphaltierten Wegen immer entlang der
Nebelhornbahn.
Nach einer Stunde bin ich bei der Station Seealpe angelangt. Hier befindet sich auch ein Ausflugslokal,
aber im Moment ist noch nicht viel los. Daher gleich weiter. Auch im folgenden ist der Weg asphaltiert und
zumindest tauglich für ein 4WD-Fahrzeug. Allerdings wird der Schnee immer häufiger.
Gegen 11 Uhr, also nach zweieinhalb Stunden Gehzeit, erreiche ich die Station Höfatsblick. Hier
befinde ich mich auf fast 2000 m Höhe, und hier sind die Bergbahn-Touristen schon zahlreich.
Seinen Namen hat die Station, weil man von hier die Höfats sehen kann, einen der berühmten
Allgäuer Grasberge und eines der Wahrzeichen der Allgäuer Alpen.
Im Monent ist die Sicht allerdings bescheiden, die Höfats sucht man vergebens.
Der Rest des Weges zum Gipfel des Nebelhorns verläuft nun ausschließlich durch Schnee. Es sind
aber genügend Spuren vorhanden, so dass man sich nicht verlaufen kann. Gegen 12 Uhr bin ich oben. Der
höchste Punkt meiner vier Touren im Allgäu, 2224 m. Klar, dass die Aussichtsterrasse voll ist.
Unter den Menschen hier oben gehöre ich aber zur absolten Minderheit, weil ich den gesamten Weg gelaufen bin.
Ich fahre mit der Bahn zur Station Höfatsblick und gehe gleich weiter etwa 10 Minuten zum
Zeigersattel. Der ist ein guter Ausgangspunkt für drei kurze Abstecher. Es beginnt mit einer halben Stunde
auf dem Laufbacher-Eck-Weg. Nachdem ich drei kürzere Schneefelder überquert habe und nun eine längere
Schnee-Passage folgt, gehe ich zurück. Hier bin ich wohl eindeutig zu früh im Jahr.
Vom Zeigersattel aus bin ich in 7 Minuten auf dem Zeiger. Das ist zwar kein bedeutender Gipfel, aber ein
schöner Punkt zum Ausruhen und Fliehen vor den Massen, die nämlich allesamt zum Zeigersattel kommen.
Aber hier oben ist es ruhig und der Blick viel besser als vom Sattel.
Es ist zu beobachten, dass die meisten Leute vom Zeigersattel in der anderen Richtung gehen, im Nebel
verschwinden und nach kurzer Zeit wieder zurückkommen. Das erweckt meine Neugier. Ich gehe also los und
entdecke bald einen schmalen Grat. Der höchste Punkt ist auf der Karte als Hüttenkopf eingezeichnet.
Der Weg dahin ist schon ziemlich ausgesetzt, aber auch nicht übermäßig schwierig.
Nach zehn Minuten bin ich auch schon da und erlebe den besten Ausblick auf die Orte meiner heutigen Tour.
Das Nebelhorn und die Station Höfatsblick tauchen immer mal wieder kurz aus dem Nebel auf, der Zeiger und
der Laufbacher-Eck-Weg sind ebenfalls gut zu sehen.
Der Rückweg zur Station und die Abfahrt nach Oberstdorf beenden schließlich
meinen heutigen Bergtag.
 |
Die Skisprungschanzen am Fuße des Schatten- bergs, heute Erdinger- Arena. |
 |
Am Gasthof Seealpe ist noch nicht viel los. |
 |
Der Blick zurück nach Oberstdorf. |
 |
Zwischen Station Höfats- blick und Nebelhorn sieht man eine geschlossene Schneedecke. |
 |
Die Aussichtsterrasse auf dem Nebelhorn ist aber schon gut besucht. |
 |
Überquerung eines Schneefelds auf dem Laufbacher-Eck-Weg. |
 |
Geruhsam ist es auf dem Zeigergipfel. |
 |
Mystisch erhebt sich der scharfe Grat des Hütten- kopfs aus dem Nebel. |
Dritter Tag: Hochstarzel - Grünhorn - Ochsenhofer Köpfe - Walmendinger Horn
Der dritte Tag ist dann der mit dem besten Wetter. Ich fahre mit dem Bus nach Baad ins Kleinwalsertal, dort
habe ich mir eine schöne Runde ausgesucht.
Los geht es auf noch kühlem Weg durch den Wald, später dann eher steil bis zur Starzelalpe.
Von hier hat man die große Auswahl, wie es weiter geht. Ich entscheide mich für das Starzeljoch.
Teilweise über Schneefelder gelange ich dorthin.
Ein "leichter Klettersteig" weist in Richtung Derrajoch. Letztlich handelt es sich um ein paar
durch Seile gesicherte Stellen ohne jegliche Schwierigkeit. Ich folge dem Weg bis zum Hochstarzel.
Es bietet sich ein schöner Blick auf meinen bisherigen Weg und nach Baad.
Zurück am Starzeljoch, hat der Abstecher etwa eine Stunde gedauert. Das nächste Ziel ist nicht
weit entfernt und heißt Grünhorn. Der höchste Gipfel des heutigen Tages mit tollem Panorama über
die gesamten Allgäuer Alpen.
Abstieg zur Ochsenhofer Scharte, die eine Art Drehscheibe der Wanderwege hier darzustellen scheint.
Jedenfalls halten sich hier zahlreiche Menschen auf. Es sind aber alles Wanderer.
Mein Weg führt jetzt aber weiter über die Ochsenhofer
Köpfe. In ständigem Auf und Ab folge ich dem Gratweg. Drei Haupterhebungen sind auszumachen, der
Westliche und Östliche Ochsenhofer Kopf sowie der Lüchlekopf (auch als Muttelbergkopf bezeichnet).
Von diesem wird mein Tagesziel sichtbar, das Walmendinger Horn. Die Zeit wird knapp, weil die letzte
Bahn um 16.15 Uhr fährt. Für den Gipfel reicht es dann aber doch noch locker. Mit der letzten Bahn
geht es dann ins Tal und mit dem Bus zurück nach Oberstdorf.
 |
Die letzten Meter zum Hochstarzel. |
 |
Blick vom Hochstarzel in Richtung Baad, rechts vorne die Unspitze. |
 |
Tolles Panorama vom Grünhorn. |
 |
Die Ochsenhofer Scharte mit dem Westlichen Ochsenhofer Kopf. |
 |
Das letzte Tagesziel ist das Walmendinger Horn. |
Vierter Tag: Rubihorn - Geißalphorn - Geißfuß
Am letzten Bergtag entferne ich mich nicht weit von Oberstdorf. Nachmittags werde ich mit der Bahn
zurückfahren, außerdem ist dann ein Wetterumschwung angekündigt.
Also geht es mit der Nebelhornbahn zur Station Seealpe, wo ich meine Tour starte. Steil, teilweise
in Serpentinen, teilweise mit Drahtseilen gesichert, geht es zum Niedereck. Das ist die Einschartung zwischen
Rubi- und Geißalphorn. Zuerst will ich aufs Rubihorn.
Das ist nicht mehr weit, der Weg ist auch hier teilweise mit Seilen gesichert, es ist aber nicht
schwierig. Schöner Blick auf die Geißalpseen, nach einer knappen Stunde bin ich wieder am Niedereck.
Die kurze ausgesetzte Stelle ist nicht so schwierig wie vermutet, die Kletterstelle danach ist durch eine
Leiter entschärft. So ist es nur eine Viertelstunde vom Niedereck zum Gipfel des Geißalphorns.
Gut zu sehen ist nun schon das Nebelhorn. Abstieg vom Geißalphorn und weiter zum Geißfuß,
dem letzten Gipfel. Das ist aber nur eine Kuppe ohne jede Schwierigkeit. Von dort geht es mit wenigen
Höhenunterschieden zur Station Höfatsblick und mit der Nebelhornbahn zurück nach Oberstdorf.
 |
Der Gipfel des Rubi- horns hoch über dem Oberstdorfer Tal. |
 |
Blick vom Niedereck zum Geißalphorn. |
 |
Blick vom Geißalp- horn zum Nebelhorn und dem Großen Daumen (hinten links). |
 |
Eine einfache Stange markiert den Gipfel des Geißfuß. Im Hinter- grund erhebt sich der Hochvogel. |
Fazit
Eine tolle Tour, die sich mit wenig Aufwand organisieren lässt. Unterkünfte in Oberstdorf gibt es
genügend. Darunter sind auch viele, die die Benutzung der Bergbahnen mit anbieten. Darauf sollte man achten.
Wenn man rechtzeitig bucht, bekommt man auch noch ein günstiges Bahnticket.
Ein wenig Statistik: Ich war an vier Tagen insgesamt 22.5 Stunden unterwegs, dabei 17 Stunden reine
Gehzeit und 5.5 Stunden Pause. Bei knapp 5400 Höhenmetern stand ich auf 15 Gipfeln. Die Bergbahnen habe
ich jeden Tag zum Abstieg benutzt und einmal (aus Zeitgründen) für eine Station zum Aufstieg.