Lange Tageswanderung durch den Taunus -
Bad Nauheim mit seinen Jugendstilanlagen - Weite Wälder abseits der Straßen -
Zahlreiche römische Baudenkmäler: Limes, Saalburg, Kapersburg und andere -
Die höchsten Taunusgipfel Großer Feldberg und Altkönig -
Ende der Tour in Kronberg
Statistik
Datum der Reise | Juli 2001 |
Dauer | 1 Tag |
Bericht online seit | 22.01.2004 |
Aktualisiert am | 24.06.2009 |
Die Planung
Das Ziel war eine Wanderung von Bad Nauheim zum Großen Feldberg, dem höchsten Berg des Taunus.
Der Blick auf die Karte zeigt, dass die Strecke hauptsächlich entlang des römischen Limes
verlaufen würde. Nur eben sehr lang, auf jeden Fall über 40 km. Bei einem Abstecher auf den
Altkönig könnte ich dann nach Kronberg absteigen und von dort mit der S-Bahn über
Frankfurt nach Hause fahren. Eigentlich perfekt. Also nehme ich die Strecke in Angriff...
Die Tour
Es beginnt am Bad Nauheimer Bahnhof. Viel gäbe es, was man sich in der Kurstadt ansehen
könnte, aber es soll ja keine Besichtigung, sondern eine lange Wanderung werden.
Daher ist wenig Zeit für solche Dinge. Zum Glück führt der Weg am Höhepunkt vorbei.
Das ist der in den Jahren 1905-12 von Wilhelm Jost im Jugendstil erbaute Sprudelhof.
Jost und einige Darmstädter Künstler sorgten dafür, dass diese Anlage unter den
Jugendstilbauten der Welt ihresgleichen sucht.
Der kulturelle Höhepunkt gleich zu Beginn: Der Sprudelhof in Bad Nauheim
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Man beachte, dass der Große Sprudel nicht etwa aus der Tiefe nach oben gepumpt wird.
Nein, ganz im Gegenteil, das Wasser schießt ohne weitere Hilfen ganz natürlich nach oben,
an den meisten Tagen wird es in seinem Ausstoß sogar künstlich gebremst. Das Wasser hat
angenehme Badetemperatur, wovon man sich leicht überzeugen kann. Der Sprudelhof ist übrigens
der tiefste Punkt der Wanderung, er liegt auf etwa 150 m Höhe.
Weiter geht es vorbei am neuen Kastanien-Rondell mit dem "Brunnen der Erkenntnis"
zum Kurhaus (jetzt von der amerikanischen Dolce-Gruppe übernommen). Das unscheinbare Denkmal auf der anderen
Straßenseite gilt dem "King" Elvis Presley und erinnert an dessen Militärzeit,
die er hier und im benachbarten Friedberg verbracht hat. Es ist nicht wirklich eine
Bad Nauheimer Sehenswürdigkeit, wird aber immer wieder gerne von Fans aufgesucht und oft
mit Blumen geschmückt.
Über die Parkstraße und Gustav-Kayser-Straße geht es jetzt langsam aus
der Stadt heraus, zunächst durch ein Gebiet von Schrebergärten. Dann beginnt der Wald,
und am Waldhaus (einem Restaurant) endet die befahrbare Straße. Geradeaus geht es weiter
auf einem breiten Forstweg, der am Ende ansteigt. Vor der Hütte gehe ich rechts, um bei der
"Förster-Schepp-Eiche" links einzubiegen. Diese Eiche ist ein Naturdenkmal. Weit geht jetzt
der Blick über die Felder, der Fernsehturm am Steinkopf ist schon zu sehen, an diesem werde
ich noch vorbeikommen.
Nun ein kleiner Trampelpfad, der aber auch von Mountainbike-Fahrern genutzt wird.
Interessant der alte Grenzstein am Beginn des Weges. Nach wenigen Minuten erreiche ich die
frühere Militärstraße, die aber nicht mehr genutzt wird. Hier gehe ich rechts.
In dem Sumpf/Teichgebiet auf der linken Seite hat sich ein kleines Biotop entwickelt.
Da wächst Schilf, da fliegen die Libellen, da quaken die Frösche (je nach Jahreszeit).
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Interessant: Ein alter Grenzstein am Wegesrand
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Die Straße steigt an, verschwindet im Wald, schon ist die Autobahn A5 zu hören. Es kommt
jetzt darauf an, die Fußgängerbrücke zu finden. Eine Wanderkarte ist von Vorteil.
Jedenfalls geht es von der Straße rechts ab auf einen Waldweg. Oft sind auf diesem
Stück Rehe zu beobachten.
Auf der anderen Seite der Autobahn folge ich der Markierung "rotes Kreuz" bis zu einer Asphaltstraße,
dann rechts. Der direkte Weg wäre nun links. Aber der ist durch zahlreiche Bäume versperrt, die bei einem
Sturm vor einiger Zeit umgekippt sind. Diesen Bereich muss man also umgehen. Auf der Karte wird das klar.
Nach einiger Zeit kommt die Abzweigung zum Winterstein-Gipfel, ein Schild weist darauf hin. Das letzte
Stück ist recht steil, der Untergrund Geröll. Gute Schuhe sind also angebracht!
Ich befinde mich auf 482 m Höhe, und es ist 9.35 Uhr. Der urige Aussichtsturm wurde leider
im Frühjahr 2004 abgerissen, aber ein neuer ist schon da. Außerdem gibt es ein paar Klippen,
auf denen man klettern oder sich ausruhen kann. Seit der Förster-Schepp-Eiche habe ich keine
Menschenseele mehr gesehen, und auch jetzt kommt keiner. Ein paar Minuten Pause, dann geht es weiter.
Nun kommt der bereits erwähnte Fernsehturm, den ich aber schnell hinter mir lasse.
Schöner ist der Umweg über den Kuhkopf, der auf einem sehr schmalen Pfad verläuft
(Markierung K). Eine Schutzhütte mit Aussicht nutze ich für eine kurze Pause. Dann geht
es abwärts und nach links. Hier laufe ich auf einem breiten Waldweg direkt am Limes in
Richtung der Kapersburg, wo ich um 10.45 Uhr eintreffe.
Das römische Kastell wurde gegen Ende des 1.Jhdts.n.Chr. aus Holz erbaut, aber schon bald
danach durch einen Steinbau ersetzt. Mitte des 3.Jhdts. wurde es aufgegeben, die
römischen Truppen zogen sich zurück. Der Grundriss des Kastells ist auch heute noch
gut nachzuvollziehen, erhalten sind auch einige Brunnen und die Grundmauern der
nördlich gelegenen Badegebäude. Hier lege ich eine kleine Pause ein.
Der neue Aussichtsturm am Winterstein lässt weit blicken
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Direkt im Anschluss befindet sich ein großes Bundeswehr-Depot, das ich auf der nördlichen
Seite umgehe. Das sind lange schnurgerade Wege, die nie enden wollen. Dann ist die
Berührung mit dem Militär vorbei, jetzt geht es wieder in den Wald. Ich folge
dem Limes, dem größten archäologischen Kulturdenkmal Europas und seit einiger Zeit auch
Weltkulturerbe der UNESCO.
Ich verliere langsam, aber stetig an Höhe. Der nächste "Tiefpunkt" ist der Bahnhof Saalburg.
Hier auf nur noch 289 m gibt es eine kleine Siedlung mit ein paar Häusern. Der Bahnhof
bietet eine Ausstiegsmöglichkeit für den Fall, dass man sich zu viel vorgenommen hat oder
nur eine Teilstrecke absolvieren will. Über Bad Homburg kann der Frankfurter Hauptbahnhof
erreicht werden. Außerdem gibt es hier die Lochmühle, eine frühere Getreidemühle mit
Landwirtschaft. Jetzt ist das ein Vergnügungspark mit Achterbahn, Berg- und Talbahn und
anderen Fahrgeschäften, Grillplatz, Gastronomie und vielem mehr. Als ich vorbeigehe,
vergnügen sich eine Menge Kinder auf einer großen Hüpfburg.
Es geht wieder durch Wald bergauf. Die Saalburg erreiche ich kurz nach Überquerung der
Bundesstraße 456 um 12.35 Uhr, sie liegt auf 420 m. Sie ist das einzige römische Kastell in Deutschland,
das komplett wiederaufgebaut wurde. Nachdem die Saalburg jahrhundertelang als Steinbruch
für die Menschen der Umgebung gedient hatte, begann erst im 19.Jhdt. die archäologische
Erforschung. Vorhanden waren nur noch die Grundmauern, sie lagen im dichten Wald. Der
Wiederaufbau wurde durch Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich initiiert, er erfolgte
in den Jahren 1897-1907 und schloss auch die innen liegenden Gebäude ein. Es gibt
dort also viel zu sehen, sogar ein kleines Museum mit Fundstücken aus römischer Zeit.
Heute ist für eine Besichtigung keine Zeit, ich lege eine kleine Pause auf einer
Bank vor dem Eingang ein.
Weiter den Limes entlang. So langsam komme ich in den "Hochtaunus", schon bald bin
ich auf über 600 m. Die Gipfel heißen hier Weißestein (550 m), Rosskopf (632 m) und
Einsiedler (606 m). Sie sind aber kaum als eigenständige Berge auszumachen, ich
würde hier eher von einem Bergrücken sprechen, aus dem sie leicht herausragen.
Beim Eichkopf auf 620 m ist das nächste Römerkastell erreicht, das römische
Kleinkastell Heidenstock.
Als kleiner Abstecher empfiehlt sich auf dem Weiterweg nach kurzer Zeit der Weg
zum Klingenkopf. Hier liegen die Fundamente eines römischen Wach- oder Signalturms
in idyllischer Umgebung. Diesen Abstecher lasse ich heute aus und gehe gleich weiter
zum Römerkastell Altes Jagdhaus. Komischer Name für ein Römerkastell, allerdings
stammt er aus neuerer Zeit. Das gilt übrigens für alle, selbst für Kapers- und Saalburg.
Die originalen Namen sind nicht bekannt.
Unmittelbar danach treffe ich am Sandplacken wieder auf die Straße, die hier vorbeiführt.
Es gibt hier auf 670 m Höhe auch ein Hotel mit Restaurant und einen großen Parkplatz.
Viele kommen zum Nachmittagskaffee und einem kleinen Rundgang hierher. Der weitere
Weg führt vom Limes weg und teilweise parallel zur Straße. Über 200 Höhenmeter sind zu
absolvieren, auf diesem Stück wird es wirklich steil. Um 15.05 Uhr ist der Große
Feldberg mit 878 m Höhe erreicht. Dies ist die höchste Erhebung des Taunus und daher
auch dieser Wanderung.
Einen richtigen Gipfel gibt es hier oben gar nicht, es ist eine weite Kuppe mit
umfangreicher Bebauung. Zwei Türme fallen sofort ins Auge, der Aussichtsturm und ein
Turm der Deutschen Post mit weiteren Sendeanlagen, dazu ein Sendemast. Am Kiosk
unterhalb des Aussichtsturms kaufe ich mir eine Currywurst und lege eine 45-minütige
Pause ein. Ich liege ja noch gut in der Zeit, so dass ich mir das erlauben kann. Das
Wetter ist gut, alle Parkplätze hier oben sind belegt, es sind viele Menschen unterwegs.
Es gibt eine Busverbindung nach Königstein. Natürlich nur für den Notfall.
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Blick vom Altkönig zum Großen Feldberg
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Ich steige auf der anderen Seite ab. Zunächst ist es wieder sehr steil, bis ich am
Parkplatz Windeck auf die Straße treffe. Die wird überquert, und hier beginnt wieder
der Waldweg. Ein Abstecher würde hier zum Kleinen Feldberg führen. Dieser ist aber
eigentlich kein eigenständiger Berg, sondern nur ein Anhängsel. Außerdem befindet sich
auf seinem Gipfel ein Observatorium, er ist gar nicht zugänglich.
Nicht mehr ganz so steil, aber immer noch stetig abwärts führt der Weg bis zum Fuchstanz,
wo ich um 16.15 Uhr ankomme. Hier, auf 682 m Höhe hat sich ein beliebter Treffpunkt
entwickelt, es gibt zwei Restaurants. Im Gegensatz zum Sandplacken ist der Fuchstanz aber
nicht mit dem Auto zu erreichen. Viele Familien sitzen im Freien, auch viele Fahrradfahrer
sind hierhergekommen. Der Fuchstanz ist übrigens die Kreuzung der Europawanderwege E1 und E3.
Ich biege nach links zum Altkönig. War die Strecke seit dem Sandplacken eigentlich
ziemlich bevölkert, so wird es nun leer. Der Weg führt links um den Berg herum und ist
kein bequemer Wanderweg mehr, viele Wurzeln und Steine sind zu überqueren. Um 16.40 Uhr
ist der Gipfel erreicht, herrlich ruhig im Gegensatz zum Großen Feldberg. Weniger als
zehn Leute sind hier oben, einige liegen in der Sonne, andere studieren die Wanderkarte.
Ein paar Bänke gibt es, aber keinen Parkplatz, keinen Turm, keinen Kiosk. Durch die Bäume
sieht man die Feldberg-Türme, aber hier ist doch viel schöner.
Ja, und jetzt geht es nur noch bergab, rund 550 m. Steiler geht es kaum im Mittelgebirge.
Erst sind es Waldwege, dann erreiche ich die ersten Wohngebiete von Kronberg. Auch hier
gäbe es sicher einiges zu sehen, aber ich möchte jetzt doch lieber zum Bahnhof. Immerhin
führt der Weg auch hier durch den Kurpark, der recht nett angelegt ist. Um 18.15 Uhr bin
ich am Bahnhof, wieder auf 240 m Höhe zurück. Ein paar Minuten muss ich auf die S-Bahn warten,
dann fahre ich über Frankfurt nach Hause.
Fazit
Eine wunderschöne Wanderung mit viel Abwechslung. Weite Strecken sind so abgeschieden,
dass man kaum Menschen trifft. Bis auf Anfang und Ende kommt man kaum mit öffentlichen
Straßen in Berührung. Das sind eigentlich nur die Autobahn A5, die per Fußgängerbrücke
überquert wird, der Bahnhof Saalburg, die B456 nahe der Saalburg und etwas länger der
Bereich zwischen Sandplacken und dem Gipfelbereich des Feldbergs. Es ist selten in
Deutschland, eine so lange Wanderung mit so wenig Straßenberührung machen zu können.
Die vielen römischen Hinterlassenschaften am Weg bilden einen richtigen Höhepunkt.
Der Limes ist an vielen Stellen deutlich zu erkennen. Auch eine solche Anhäufung
archäologischer Stätten ist in Deutschland eher selten.
Die Strecke ist zwar sehr lang für einen Tag. Man kann sie aber durchaus teilen.
Entweder durch Nutzung der Ein-/Ausstiegspunkte Bahnhof Saalburg und Großer Feldberg
oder durch Übernachtung, z.B. in der Lochmühle oder am Sandplacken. Es empfiehlt sich
natürlich, wenn man das eine oder andere in Erwägung zieht, die nötigen aktuellen
Informationen vorher einzuholen, also die relevanten Fahrpläne, oder sogar schon vorab
ein Zimmer zu reservieren. Der Vorteil bei einer Übernachtung: Es ließe sich durchaus
die eine oder andere Besichtigung einschieben.
Statistik
Gesamtstrecke | 45.5 km |
Anstieg gesamt | 1125 m |
Reine Laufzeit | 8:15 h |
Durchschnittsgeschwindigkeit | 5.52 km/h |
Pausen gesamt | 105 min |