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Wanderwoche Teneriffa
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de

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Allgemeine und touristische Informationen zu Spanien

 

Kurzbericht einer verlängerten Wanderwoche - Aufenthalt in Puerto de la Cruz an der Nordküste - Pico del Teide, höchster Berg Spaniens - Spektakuläre Cañadas - Teno-Gebirge mit tollen Ausblicken und der bekannten Masca-Schlucht - Ursprüngliches Anaga-Gebirge


Zum Herunterladen: Der Kinderreiseführer Teneriffa!


Reisedaten
Datum der ReiseMai 2012
Dauer11 Tage
Bericht online seit01.01.2013
Aktualisiert am01.01.2013

 
Güimar
Die Pyramiden von Güimar stammen aus dem 19.
Jahrhundert. Candelaria
Dies sind die Könige der Guanchen, der
Ureinwohner der Kanaren.
1.Tag: Anreise, Güimar, Candelaria, Puerto de la Cruz
Schon früh geht mein Flug nach Teneriffa, und schon früh bin ich daher am Ziel. Gebucht habe ich 10 Nächte in Puerto de la Cruz an der Nordküste dieser vielseitigen und größten Kanareninsel. Und einen Mietwagen.
Ich will wandern gehen, wofür sich die Insel ja bestens eignet. Besichtigungen will ich nur in die An- und Abreise zu den einzelnen Wanderzielen einbauen. Und in diesen ersten Tag.
Über Granadilla fahre ich nach Güimar, den Ort mit den Pyramiden. Wollte der Abenteurer Thor Heyerdahl noch eine Verbindung zu den Pyramiden der Mayas in Mexiko beweisen, so weiß man heute, dass diese in Güimar erst im 19. Jahrhundert entstanden. Egal, imposant sind sie trotzdem.
Sehenswert ist auch der Wallfahrtsort Candelaria. Auf dem Platz vor der Kathedrale sind die Statuen der wichtigsten Könige der Guanchen versammelt, ein bekanntes Bild.
Über die Autobahn fahre ich dann direkt nach Puerto de la Cruz in mein Hotel. Es ist recht zentral gelegen, und so reicht am Nachmittag die Zeit auch noch für einen kleinen Stadtrundgang.
Aufstieg zum Pico Viejo
Kurvenreich geht es durch Geröll zum Pico Viejo.
Der Gipfel ist noch weit entfernt. Pico Viejo - Blick zum Teide
Blick vom Gipfel des Pico Viejo zum Teide. Roques de Garcia
Die Roques de Garcia mit dem Finger Gottes.
2.Tag: Pico Viejo
Heute die erste Bergtour. Es soll auf den Pico Viejo gehen, den zweithöchsten Gipfel der Insel. Also Eingeh- und Akklimatisationstour. Erst fahre ich mit dem Auto zum Ausgangspunkt der Tour. Sehr kurvenreich geht es bis auf ca. 2000 m Höhe, dann noch einmal quer durch den Nationalpark bis zum Mirador Chio. Gegen 10 Uhr laufe ich los.
Es ist eine typische Vulkanlandschaft. Viel Lava, viel Geröll. Zeichen vieler Vulkanausbrüche sind zahlreiche Krater, die man immer mal wieder am Weg sieht. Es ist sehr windig. Und auch am Gipfel in der Höhe von 3135 m bläst der Wind ziemlich heftig.
Den Teide kann man von hier aus gut sehen. Der Weg scheint aber weiter als gedacht. Ist ja auch erst für übermorgen geplant.
Da kommt noch jemand, das ist erst der zweite, den ich heute auf der Tour sehe. Ein Festlandspanier, mit dem ich mich nett unterhalte. Und dann geht es auch schon zurück.
Nach viereinhalb Stunden Gehzeit bin ich wieder beim Wagen, und nun ist noch Zeit für ein bisschen Sightseeing im Nationalpark. Das Wetter ist gut und hier in den Cañadas längst nicht so windig wie während der Tour.
Die Cañadas: Eine Hochebene in durchschnittlich 2000 m Höhe. Eine faszinierende Landschaft mit tollen Ausblicken und spektakulären Gesteinsformationen.
Zum Beispiel die Azulejos, da sind die Felsen grün gefärbt. Oder die Roques de Garcia, deren berühmtester der Finger Gottes ist. Von der Blütenpracht, die man normalerweise im Mai bestaunen darf, ist dieses Jahr leider nicht viel zu sehen, da es lange sehr trocken war.
Auf der Abfahrt nach Puerto de la Cruz noch ein Stopp an der steinernen Rose, und damit geht dieser erste Wandertag zu Ende.
Nuestra Señora de la Concepción in La Laguna
Die Kirche Nuestra Señora de la Concepción
in La Laguna Roque de Taborno
Der Roque de Taborno ist das Matterhon Teneriffas. Teresitas-Strand
Der Teresitas-Strand soll der schönste auf
Teneriffa sein. Auditorium in Santa Cruz
Moderne Architektur vom Feinsten: Das Auditorium
in Santa Cruz.
3.Tag: Anaga-Gebirge, La Laguna, Santa Cruz
Der heutige Tag ist dem Anaga-Gebirge im Nordosten der Insel gewidmet, davor und danach ein bisschen Sightseeing in den beiden größten Städten der Insel, Santa Cruz und La Laguna.
In letzterer beginnt es. Es ist Sonntagmorgen, ein Parkplatz gut zu finden. Es soll natürlich nur um einen ersten Eindruck gehen. Ich beginne bei der Kathedrale und laufe ganz spontan ein paar Straßen entlang. Die ersten Leute sitzen bei ihrem Kaffee, aber die Stadt ist noch nicht ganz wach. Ein längerer Aufenthalt würde sich sicher lohnen.
Dann geht es ins Anaga-Gebirge. Das fängt fast schon hinter dem Ortsschild an. Als erstes ein paar Aussichtspunkte. Mein Favorit ist aber nicht der hochgelobte Mirador Pico del Inglés, sondern der Mirador de Jardin. Hier hat man einen tollen Blick über La Laguna, die ersten Ausläufer des Anaga-Gebirges und bis hin zum Teide.
Zur ersten Wanderung fahre ich nach Taborno, einem kleinen Nest, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Der Höhepunkt hier ist der Roque de Taborno, der wegen seiner Form das Matterhorn Teneriffas genannt wird. Die Wanderroute führt einmal drum herum.
Die Tour ist wenig schwierig und - zugegeben - habe ich mir etwas mehr davon erhofft. So kann man teilweise den Roque gar nicht sehen, weil der Weg so dicht unterhalb verläuft. Trotzdem muss man den Felsen natürlich mal gesehen haben.
Nächster Programmpunkt ist Chinamada. Dieser Ort ist dafür bekannt, dass dort noch viele Menschen in Höhlenwohnungen leben. Ein kurzer Abstecher führt außerdem zu einem weiteren Aussichtspunkt, dem Mirador Aguaide. Dort hat man einen tollen Blick bis zur Küste.
Eine weitere Kurzwanderung führt mich auf den Gipfel des Chinobre. Der ist mit 910 m Höhe sicher kein ernstzunehmender Gipfel, aber der Pfad führt angenehm durch Wald.
Jetzt geht es an die Ostküste. Der Teresitas-Strand soll der schönste der Insel sein, aber heute ist er überfüllt. Aber nicht am Aussichtspunkt. Und nur der bietet ja den bekannten Blick.
Der Schlusspunkt des Tages wird in Santa Cruz gesetzt. Ich beschränke mich aber auf das Auditorium. Auch dieses muss man gesehen haben. Ein Segel stand beim Entwurf Pate. Von vorne könnte man auch an einen Vogel denken. Über die Autobahn geht es zurück nach Puerto de la Cruz.
Huevos de Teide
Blick über die Huevos de Teide. Blick auf Teide-Gipfel
Nach dem Weg durch das Geröll der Blick
auf den Gipfel. Teide-Gipfel
Und so sieht es ganz oben aus.
4.Tag: Pico del Teide
Heute steht also der Pico del Teide auf dem Programm. Der höchste Berg Teneriffas, der höchste Berg sogar ganz Spaniens, der höchste Berg im Atlantik. Und einer der höchsten Inselvulkane weltweit. Nur auf Hawaii gibt es höhere.
Kurz gesagt, den Berg hat eigentlich jeder Bergsteiger gerne in seinem Tourenbuch stehen. Dabei ist er ja gar nicht schwierig zu besteigen. Man braucht nur eine Genehmigung in einem 2-Stunden-Zeitfenster. Ich bin für 13-15 Uhr angemeldet.
Startpunkt ist an einem Parkplatz unterhalb der Montaña Blanca. Hier gehe ich gegen 9.30 Uhr auf die Strecke. Es beginnt mit einem gemütlichen Weg mit wenig Steigung über roten Sand. Außer mir ist im Moment niemand unterwegs. Den ersten Höhepunkt bilden die Huevos de Teide, die Teide-Eier. Unfachmännisch als Lava-Kugeln bezeichnet, haben die größten einen Durchmesser von 4-5 Metern.
Dann wird es steil. Der Weg schlängelt sich in Serpentinen durch das Lava-Geröll. Ist aber ganz gut zu gehen. Nach etwa zwei Stunden taucht das Refugio de Altavista (3260 m) auf, die einzige Hütte am Teide. Kurze Pause. Gegen 12.30 Uhr bin ich an der Bergstation der Seilbahn. Erwartungsgemäß sind hier Menschenmassen unterwegs, wodurch ich mich aber nicht stören lasse. An der Station wird die Gipfelerlaubnis kontrolliert, aber ich bin zu früh. Also noch ein Abstecher zum Mirador Pico Viejo.
Um 13 Uhr bin ich zurück an der Station und nehme das letzte Stück in Angriff. Der Weg ist nicht schwierig, und schon bald empfängt mich intensiver Schwefelgeruch am Gipfel auf 3718 m. Außer mir sind nur drei Personen da, das ist angenehm. Leider ist die Sicht nicht so besonders, nicht einmal die Cañadas sind so richtig zu erkennen.
Für den Rückweg nutze ich die Seilbahn und muss das letzte Stück entlang der Straße gehen. Eine abwechslungsreiche Tour geht zu Ende!
Masca-Schlucht
Üppige Vegetation in der Masca-Schlucht. Ziegen in der Masca-Schlucht
Die Ziegen fühlen sich hier wohl. Masca-Schlucht
Es gibt auch einen Felsbogen. Garachico
Ruhige Atmosphäre auf dem Dorfplatz in Garachico.
5.Tag: Masca-Schlucht, Garachico
Heute eine weitere der "klassischen" Wanderungen auf der Insel, die Masca-Schlucht. Die liegt im Teno-Gebirge im Nordwesten. Eine kurvenreiche Strecke mit vielen Aussichtspunkten führt mich dahin. Gegen 10 Uhr beginne ich meine Tour. Noch ist wenig los.
Vor mir startet gerade eine deutsche Gruppe, die lässt mich passieren. Dazu kommt noch ein deutsches und ein Schweizer Pärchen. Alle lasse ich recht schnell hinter mir. Auf dem Abstieg ist keinerlei Kondition gefordert, sondern nur Trittsicherheit, und da mangelt es bei vielen.
Besonders fällt die üppige Vegetation in der Schlucht auf, im oberen Teil vor allem Palmen und Kakteen. Viele der Kakteen stehen in voller Blüte. Weiter unten gibt es auch mal Schilf. Die Felswände gehen an manchen Stellen mehr als 100 m senkrecht nach oben, teilweise in spektakulären Formationen. Plötzlich tauchen Ziegen auf. Erstaunlich, wie gut die klettern können.
Nach etwa eineinhalb Stunden ist das Ziel erreicht, die Playa de Masca. Es ist ein Felsstrand, ins Wasser kann man nur über den Bootsanleger gehen. Zwar gibt es weiter links ein Stück Sandstrand, aber der ist wegen eines Erdrutsches gesperrt. Vierzig Minuten bleibe ich, und noch immer ist außer mir keiner gekommen. Da mache ich mich auf den Rückweg.
Ich treffe alle wieder, dazu drei weitere Gruppen und zahlreiche Einzelwanderer. Es ist jedenfalls längst nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Wartezeit aufgrund von Gegenverkehr gibt es keine, dafür eine Reihe netter Gespräche.
Um 14.20 Uhr bin ich wieder zurück in Masca. Eine landschaftlich tolle Tour. Ich setze mich noch eine Weile auf den Dorfplatz. Hier treffen sich die Einheimischen, verkaufen ihre Waren und halten einen Schwatz. Hier ist es wirklich ruhig und schön, wenn nicht gerade eine Touristengruppe kommt und den Platz bevölkert (was allerdings ziemlich häufig passiert).
Auf der Rückfahrt mache ich noch Halt in Garachico. Hier gibt es das Castillo de San Miguel aus dem 16.Jhdt., daneben das Meerwasser-Schwimmbad inmitten der Lava-Felsen. Weiter gibt es kleine urige Gassen, die Pfarrkirche Santa Ana und wieder einen schönen Dorfplatz. In der Mitte steht ein Kiosk. Hier setzt man sich gerne auf ein Getränk hin, ob Einheimischer oder Tourist, hier spielen die alten Männer Karten. Eine sehr angenehme, ruhige Atmosphäre. Leider muss ich dann doch irgendwann zurück nach Puerto de la Cruz!
Kanalwanderung
Der Kanal verläuft auch mal im Tunnel. Kanalwanderung
Kanal auf dem Rückweg. Lavaschichten
Freigelegte Lavaschichten.
6.Tag: Kanalwanderung im Anaga-Gebirge
Nun geht es wieder ins Anaga-Gebirge. Geplant habe ich eine Kanalwanderung. Soll heißen, eine Wanderroute entlang alter Wasserkanäle. Diese sind in früheren Jahrhunderten unter riesigem Aufwand erbaut worden, werden aber heute nicht mehr benutzt und eignen sich daher gut als anspruchsvolle Wanderrouten.
Startpunkt der Tour ist in Punta del Hidalgo. Gleich im Ort geht es sehr steil und schweißtreibend los. Die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch, und ich weiß nicht, wer eigentlich gern in dieser Straße wohnt, so steil ist das. Dann ist die Höhe erreicht, und es dauert gar nicht mehr lange, da beginnt schon der Kanal. Er soll mich jetzt eine Dreiviertelstunde begleiten.
Eine spannende Route. Ich laufe immer in dem Kanal, außerdem geht es durch mehrere Tunnel, einer ist so lang, dass ich meine Taschenlampe rausholen muss. Dann ist der Kanal zu Ende, es beginnt der Anstieg nach Bejía. Teils über einen Fahrweg, teilweise über eine asphaltierte Straße.
Bejía bedeutet den höchsten Punkt der Wanderung, nach Batán de Abajo muss ich daher schon wieder absteigen. In der Bar "Mi Pueblo“ genehmige ich mir ein Bier, ich bin der einzge Gast. Ein verschlafenes Nest ist das, aber landschaftlich toll gelegen.
Nun folgt der Abstieg durch den Barranco de Rio. Nach einer steilen Passage beginnt wieder ein Kanal. Bei diesem gibt es an vielen Stellen Felsüberhänge, so dass man nicht so einfach durchspazieren kann. Einmal muss ich mich sogar auf der Mauer rutschenderweise fortbewegen, so eng ist es.
Irgendwann taucht dann wieder Punta del Hidalgo auf. Ich habe insgesamt viereinhalb Stunden inklusive Pause gebraucht. Eine schöne, weil außergewöhnliche Tour.
Für die Rückfahrt habe ich mir den Cumbre Dorsal ausgesucht. Das ist der Bergrücken, der sich von La Laguna bis zu den Cañadas erstreckt, und dort hat man eine Straße gebaut. Hier gibt es viele Aussichtspunkte nach allen Richtungen, die Observatorien, die freigelegten Lavaschichten.
Da ich dann auch überall anhalte, braucht es schon eine ganze Zeit, bis ich die Straße absolviert habe. Auf der bekannten Strecke geht es dann zurück nach Puerto de la Cruz.
Blick vom Guajara-Gipfel
Blick vom Guajara-Gipfel auf die weiteren Berge
des Tages: Pasajiron (vorne rechts) und Roque
de la Grieta (Mitte). Blick auf den Teide
Und der Blick nach gegenüber auf den Teide. Degollada de Guajara
Ein Hauch von Mondlandschaft auf der
Degollada de Guajara. Siete Cañadas
Felsformation auf den Siete Cañadas.
7.Tag: Gipfeltour in den Cañadas
In Puerto de la Cruz ist das Wetter heute schlecht. An solchen Tagen soll man in die Cañadas fahren, habe ich gelesen. Das mache ich dann also. Vorgenommen habe ich mir ein paar Gipfel gegenüber dem Teide. Ich beginne meine Tour am Parador National.
Erster Berg ist die Guajara. Bis zum Gipfel sind nur 600 Höhenmeter zu überwínden. Aber von hier unten sieht der Berg doch wie ein gewaltiger Klotz aus. Nach einem kurzen Flachstück wird es schnell steil. Auf halber Höhe treffe ich eine kleine Schweizer Gruppe, und nach 1:20 Stunden stehe ich schon auf dem 2718 m hohen Gipfel. Sehr windig ist es, und nur wenige Leute sind da.
Dafür habe ich einen tollen Blick in die Cañadas, der mich aber auf der ganzen Tour begleiten wird. Auch meinen weiteren Weg an diesem Tag kann ich schon gut sehen.
Es erfolgt also der Abstieg bis zur Passhöhe (Degollada de Guajara). Hier kann man rechts zur Paisaje Lunar (die bekannte Mondlandschaft) absteigen. Und so ein bisschen erinnern die Felsen hier auch an diese. Für mich geht es aber wieder aufwärts, und schon bald stehe ich auf dem Gipfel der Montaña de Pasajiron (2529 m). Ein einfacher, allerdings selten begangener Weg führt nach oben.
Schwieriger wird es beim nächsten Berg, dem Roque de la Grieta. Hier stellt sich heraus, dass es gar keinen markierten Weg gibt. Den muss man sich also selber suchen. Gar nicht so einfach, man kraxelt mühsam über Geröll und Blockgestein.
Irgendwann komme ich dann doch auf dem höchsten Punkt an, und der liegt auf 2576 m. Den Gipfel habe ich mir redlich verdient! Ich steige nun auf den außerhalb des Nationalparks liegenden Höhenweg ab, der nach El Portillo führt. So weit will ich natürlich nicht gehen, sondern ich vertraue einer Beschreibung aus dem Internet, der zufolge es noch einen Übergang zum Weg "Siete Cañadas" geben soll, den ich dann zurück zum Parador gehen will.
So weit die Theorie. Aber wo ist der Weg? Irgendwann zweigt links ein Trampelpfad ab, der auf eine Art Passhöhe zuführt. Ich versuche es und komme gut bis oben an. Eine Fortsetzung hat der Weg leider nicht. Trotzdem muss ich da jetzt weiter, die Zeit ist schon fortgeschritten.
Über viel Geröll bahne ich mir schließlich den Weg nach unten. Ob ich da gehen durfte, weiß ich nicht. Dieser Teil ist zur Nachahmung jedenfalls nicht empfohlen. Besser wäre es, auf dem außen liegenden Weg bis zur Degollada de Guajara zurück zu gehen und dort auf den Siete-Cañadas-Weg zu wechseln. Aber hinterher ist man immer schlauer!
Der Rückweg über die Siete Cañadas zieht sich sehr in die Länge. Man könnte sich jetzt Schöneres vorstellen. Immerhin führt er an einigen bizarren Felsformationen vorbei.
Gegen 17 Uhr bin ich zurück am Auto. Ende einer ereignisreichen Tour!
Tunnel
20 Minuten geht es durch diesen Tunnel. Barranco Seco
Dann landet man im Barranco Seco. Steilwand von Los Gigantes
Aus der Steilwand hat man auch einen Blick
auf den Ort Los Gigantes. Blick von der Guama
Auch die Aussicht vom Guama-Gipfel ist gut.
8.Tag: Acantilado de los Gigantes
Für heute habe ich eine Tour geplant, die im Wanderführer als „Nervenkitzel-Tour“ bezeichnet wird. Aber vermutlich nur, um diejenigen abzuhalten, die mit der Masca-Schlucht schon überfordert sind. Für alle anderen ist aber auch dies wieder eine außergewöhnliche Tour. Sie findet statt im Teno- Gebirge und beginnt in Tamaimo.
Schnell geht es aus dem Ort heraus. Und schon nach 20 Minuten stehe ich vor dem Eingang eines Tunnels. Ja, da hindurch soll es gehen. Und nicht ein paar Meter ist der Tunnel lang, sondern 1.2 km! Also die Stirnlampe aufgesetzt, und los geht es! Es ist stockdunkel. Rechts verlaufen Reste einer alten Wasserleitung und in der Mitte Schienen. Zum Glück muss ich nicht gebückt laufen
20 Minuten dauert es, dann ist der Tunnel zu Ende. Und ich finde mich in einer völlig anderen Landschaft wieder. Ich bin im Barranco Seco, einer Nachbarschlucht der Masca-Schlucht. Sie ist nicht so bekannt, daher menschenleer. Aber ebenso spannend.
Eine Dreiviertelstunde geht es bergab, dann der nächste Tunnel. Der bringt mich wieder aus dem Barranco Seco heraus. Dieser Tunnel ist sogar mit fließendem Wasser ausgestattet. Durch die Verdunstung ist es innen recht schwül. Dafür ist er so gerade, dass man von Anfang an das gegenüberliegende Ende sehen kann. Und das, obwohl auch dieser eine Länge von 1 km hat.
Der spektakulärste Abschnitt der Tour kommt aber erst jetzt. Als ich den Tunnel verlasse, befinde ich mich in der Steilwand von Los Gigantes. Wenn man diese Wand von unten sieht, kann man kaum glauben, dass hier oben ein Weg verläuft. Es ist aber so, und er ist auch relativ problemlos zu begehen.
Ich kann nun eine Dreiviertelstunde lang die Ausblicke auf die Felswand und den Ort Los Gigantes genießen. Fantastisch!
Ich komme in Los Gigantes an. Kleiner Rundgang durch den Ort, Aufenthalt am Strand. Außerdem genehmige ich mir ein Bier. Aber insgesamt ist mir das alles viel zu touristisch. Also lieber weiter. Ich muss ja noch zurück nach Tamaimo.
Es geht bergauf, vorbei an zahlreichen Bananen-Plantagen. Spontan baue ich noch den Umweg über die Guama ein, einen 877 m hohen Gipfel. Ein niedriger Berg, aber immerhin zu 100% bestiegen, nämlich von Meereshöhe aus. Bietet auch wirklich gute Ausblicke.
Der Abstieg nach Tamaimo ist dann nur noch Formsache, und auf direktem Weg fahre ich nach dieser tollen Tour zurück ins Hotel.
Playa del Ancón
Die Playa del Ancón ist noch fast leer. Playa Jardin
Beliebter die Playa Jardin.
9.Tag: Puerto de la Cruz
Heute ein ruhiger Tag. Ich bleibe in Puerto de la Cruz, um die Strände der Umgebung kennenzulernen. Zuerst geht es nach Osten. Der Weg beginnt beim Mirador La Paz und dem Blick auf die Playa Martiánez sowie die gesamte Innenstadt. Der Küstenweg ist relativ hochgelegen, deswegen hat man immer schöne Ausblicke.
Ich spaziere durch Bananenplantagen und erreiche die Playa de Bollullo. Noch ist wenig los, ich gehe erstmal weiter zur nächsten Bucht. Dort liegt die Playa de Ancón, die ist wesentlich länger und bietet sich für eine Strandwanderung an. An der Playa de Bollullo setze ich mich noch eine Weile in den Schatten und mache mich auf den Rückweg.
Die Mittagspause verbringe ich im Hotel, ehe ich mich nach Westen aufmache. Erst geht es durch die Innenstadt. Die Badegelegenheiten werden von den Einheimischen gut genutzt, selbst das alte Hafenbecken.
Durchaus ansprechend die Playa Jardin. Hier hat César Manrique, der große Künstler von der Insel Lanzarote, bei der Gestaltung mitgewirkt. Der Strand scheint durchaus beliebt zu sein, er ist vor allem von Familien besucht. Den Wendepunkt meines Spaziergangs stellt der Eingang des Loro Parque dar, den ich aber nicht besuche. Langsam mache ich mich auf den Rückweg und bin gegen 17 Uhr zurück im Hotel.
Blick vom Pico Verde
Der Blick vom Pico Verde. Hinten ist La Gomera
zu erkennen. Blick vom Roque de los Almendros
Blick vom Roque de los Almendros auf den Teide. Der Sombrero de Chasna
Und dies ist der Sombrero de Chasna.
10.Tag: Gipfel im Westen
Noch einmal ein Tag mit vollem Programm. Ich beginne im Teno-Gebirge mit den beiden Galas. Da ist der große Gala, also Gran Gala, mit 1347 m Höhe, und der kleine Gala, auch Pico Verde genannt, mit 1318 m Höhe. Beide ganz gut aus dem Ort Santiago del Teide zu erreichen. Dort parke ich den Wagen und gehe gleich los.
Zuerst führt mich der Weg auf die Degollada de la Mesa, das ist die Passhöhe zwischen beiden Gipfeln. Der Wind pfeift, und Nebelschwaden ziehen vorbei. Nach insgesamt einer Dreiviertelstunde bin ich auf dem Pico Verde und habe eine tolle Aussicht, sogar La Gomera ist zu sehen. Und der Nebel gibt dem Ganzen ein gewisses Etwas.
Zurück zur Passhöhe und gleich auf den Gran Gala. Als ich oben ankomme, ist alles im Nebel verschwunden. Selbst die Spitze des Feuermeldeturms, unter dem ich stehe, ist nur zu erahnen. Ich mache mich an den Abstieg und erreiche gegen 11.30 Uhr das Auto. Eine nette Vormittagstour.
Ein kurzer Rundgang durch den Ort, und nun geht es weiter, zum letzten Mal in die Cañadas. Es gibt hier noch eine Straße, die ab Chio nach oben führt, und die nehme ich jetzt. Die ist nicht schlecht, bietet schöne Ausblicke, und ab dem Mirador Chio bin ich schließlich auf bekanntem Terrain.
Jetzt am Nachmittag möchte ich den Sombrero de Chasna besteigen, den Hausberg des Bergdorfs Vilaflor. Den richtigen Parkplatz finde ich sofort, aber beim Wandern macht mir der Nebel zunächst einen Strich durch die Rechnung. Plötzlich muss ich ganz schön kraxeln und lande schließlich auf dem Roque de los Almendros. Macht nichts, der Nebel ist jetzt weg und die Aussicht hier oben herrlich. Nun sehe ich auch deutlich, welches der Sombrero ist. Kein Problem, da gehe ich auch noch hin.
Es dauert zwar eine Weile, bis ich drüben bin. Aber dann ist es geschafft. In Richtung Küste sehe ich allerdings nach wie vor nichts. Dann der Abstieg, und gegen 17 Uhr bin ich beim Auto. Auf der Rückfahrt halte ich nochmal bei den Roques de Garcia an, und dann geht es zurück nach Puerto de la Cruz.
Am Flughafen
Am Flughafen: Der letzte Blick.
11.Tag: Rückflug
Und das war's dann schon, es geht zurück: Rückfahrt über die Autobahn, Rückgabe des Mietwagens und Rückflug nach Deutschland.
Ein wenig Statistik: Ich bin an 10 Tagen insgesamt 1200 km mit dem Mietwagen gefahren. An 9 Wandertagen habe ich rund 7400 Höhenmeter bezwungen und stand auf 13 Gipfeln. Aber abseits jeglicher Statistik war es eine Reise, die einfach nur riesigen Spaß gemacht hat!

Und schließlich noch ein paar allgemeine Hinweise

Für die meistens Menschen bedeutet ein Urlaub auf Teneriffa vor allem Sonne, Strand und Meer, weshalb der Tourismus auf der Insel des ewigen Frühlings boomt und die Hotels mit All-Inclusive-Angeboten locken. Allerdings hat die größte der Kanareninseln deutlich mehr zu bieten, weshalb auch der Individualtourismus fernab der Touristenmassen eine wirklich tolle Alternative darstellt und mit wirklicher Erholung lockt.

Es ist auf Teneriffa tatsächlich möglich, einen herrlichen Urlaub mitten zwischen den einheimischen Canarios zu haben und wer diese Art des Urlaubs nicht kennen lernt, der verpasst eine Menge, denn die Canarios sind für ihre Gastfreundlichkeit und ihre sehr entspannte Einstellung zum Leben bekannt, wovon sich Urlauber gerade im grünen Inselnorden überzeugen können. Dieser ist nicht so sonnensicher wie der Süden der Insel, weshalb die größten Tourimuszentren und Hotelanlagen eben nicht dort liegen und die Landschaft von Wäldern in den Bergen und viel Landwirtschaft geprägt ist.

Der Weinanbau bringt zum Beispiel etwas mit sich, was die meisten Urlauber leider verpassen: die Guachinchen, die es im Norden an jeder Ecke gibt, im Süden der Insel jedoch nicht. Guachinchen sind kleine ?Garagen-Restaurants?, in denen die Weinbauern ihren Wein verkaufen und dabei typisch kanarische Küche anbieten dürfen. Da der Wein hier tatsächlich im Mittelpunkt steht, müssen Erfrischungsgetränke in vielen Fällen sogar selbst mitgebracht werden, da die Weinbauern diese eben nicht verkaufen dürfen. Außerhalb der Weinsaison sind viele Guachinchen geschlossen, da sich die Genehmigung ausschließlich auf diese Saison beschränkt. Da es sich um echte Hausmannskost handelt und die Preise in den Guachinchen mehr als human sind, ist es schon fast eine Sünde, diese nicht zu besuchen.

Doch die größte Stärke des Nordens von Teneriffa ist zweifelsfrei die Natur, die jedes Jahr viele Wanderer, Kletterer und andere naturbegeisterte Individualtouristen anzieht. Lorbeerwälder, Kiefernwälder und eine ganzjährig blühende Pflanzenwelt sorgen für einen Eindruck, der bleibt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Individualtouristen die großen Hotels meiden und sich lieber eine Ferienwohnung suchen, da man als Selbstversorger deutlich freier in seiner Bewegung ist und es eben keine festen Essenszeiten gibt. Das gibt einem die Möglichkeit, ohne Zeitplan die Insel zu erkunden und oftmals auch deutlich schönere Aussichten, da die Ferienwohnungen meistens außerhalb der großen Tourismuszentren liegen. Auch ist der Meerblick, sofern genannt meistens ungebremst, da keine Stadt die Sicht versperrt. Und ein Penthouse auf Teneriffa ist oftmals gar nicht so kostspielig, wie man meinen könnte.

Teneriffa fernab der Hotels ist einfach ein Erlebnis, das für gewöhnlich deutlich intensiver ist. Wer seine Ferien dazu nutzen will, die Insel zu erkunden, wird eh einen Mietwagen brauchen und ist daher nicht darauf angewiesen, dass die Unterkunft direkt in oder dicht an einem Stadtzentrum liegt. Die größte der Kanarischen Insel ist einfach zu schade, um den Urlaub innerhalb eines Hotels zu verbringen.

 

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