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Reiseberichte

Urwald, Flüsse, Langhäuser: Im Herzen von Borneo
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de

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Reiseberichte
Allgemeine und touristische Informationen zu Malaysia

 

Mit Booten ins Herz der Insel Borneo - Urwald-Wanderungen - Nachtwanderungen - Besuch eines Langhauses der Iban, der früheren Kopfjäger

Dauer: Drei Tage


Erster Tag: Per Boot in den Urwald, Pelagus Rapids, Nachtwanderung

Borneo: Der Inbegriff der Exotik. Eine riesige Insel in Südostasien, die drittgrößte Insel der Welt, komplett mit Urwald bestanden. Die halbnackten Bewohner gehen mit ihren Booten auf die Jagd nach Fischen und Vögeln und wohnen in Langhäusern mitten im Dschungel. Und ihren Gegnern schneiden sie die Köpfe ab und hängen sie sich als Trophäen vor das Haus.

So zumindest denkt man sich das. Das Borneo von heute ist allerdings nicht mehr das Borneo von vor hundert Jahren, nicht mehr das Land der Kopfjäger und der Weißen Rajas. Um seinen Kopf muß man sich hier nicht mehr Gedanken machen als anderswo, und auch wird man selten jemandem im Lendenschurz begegnen. Von ihren Bewohnern meist Kalimantan ("Insel der großen Flüsse") genannt, ist die Insel heute zwischen Indonesien, Malaysia und dem kleinen, durch Erdöl reichgewordenen Sultanat Brunei aufgeteilt.
Sibu
Typische Silhouette von Sibu:
Der Hafen mit der chinesischen Pagode.


Wir befinden uns im malaysischen Teilstaat Sarawak. Daß Malaysia ein moderner Staat sein will, zeigt sich hier vor allem in den großen Städten an der Küste, an Kuching, Sibu und Miri.

Die Infrastruktur ist jedoch weit von dem entfernt, was wir so kennen. Die Städte sehen natürlich aus wie überall. Aber nur eine einzige nennenswerte Überlandstraße gibt es, die von Sarawaks Hauptstadt Kuching durch das Mündungsdelta des Sarawak River nach Sibu und weiter an der Küste entlang nach Miri führt. Die Verbindung Kuching-Sibu ist jedoch besser mit dem Schnellboot zurückzulegen.

Auf dem Wasser heißt es dann auch zu reisen, wenn es ins Landesinnere geht. Aber ist das denn eine Einschränkung? Es gibt hier Schnellbootlinien, wie es bei uns eben Bus- oder Bahnlinien gibt. Und statt eines Autos besitzen die Menschen Boote. Die westliche "Zivilisation" muß ja nicht der ganzen Welt ihren Stempel aufdrücken! Und so ist zu hoffen, daß man auf Borneo noch lange mit dem Schiff fährt. Für die Eiligen gibt es ja noch das Flugzeug.

Unsere Tour beginnt in Sibu. Um 7.30 Uhr ist Abfahrt, die Anlegestelle befindet sich in unmittelbarer Nähe des Zentrums. Wir fahren auf dem Rajang River in Richtung Kapit. Eine Fahrt, die etwa zweieinhalb Stunden dauern wird. Es ist sicher nicht das neueste Bootsmodell, dem wir uns hier anvertrauen. Aber es macht einen soliden Eindruck und scheint speziell für die Flußschiffahrt gebaut. Der Passagierraum ist mit Monitoren geschmückt, auf denen alsbald aktuelle Kinofilme zu flimmern beginnen. So weit ist die Technik also doch schon vorgedrungen.

Der Fluß ist breit, der Rajang ist ja auch der längste Fluß von Sarawak. Jenseits der Ufer scheint aber nicht viel los zu sein. Dort beginnt gleich der Urwald. Ansiedlungen gibt es wenige. Ab und zu kommt schon mal eines der berühmt-berüchtigten Langhäuser in Sicht. Diese müssen ja allein schon aus praktischen Gründen an einen Fluß gebaut werden. Anders wären sie gar nicht zu erreichen.

An einigen Stellen sehen wir offenbar frisch geschlagene Baumstämme im Wasser, die auf dem Fluß nach Sibu zur Weiterverarbeitung transportiert werden. Das ist ein Problem, das eigentlich in allen waldreichen Regionen der Erde anzutreffen ist. Die Aussicht nach dem schnellen Geld verleitet nur zu oft dazu, die natürlichen Ressourcen auszubeuten und dadurch der Natur dauerhaft Schaden zuzufügen. Und leider kann mit Holz noch eine Menge Geld gemacht werden. Angeblich gibt es in Sarawak feste Quoten, nach denen sich die Firmen zu richten haben. Ob diese sich daran halten und ob das kontrolliert wird, wissen wir nicht.
Niedrigwasser am Rajang
Der Rajang River ist bei Niedrigwasser
schwierig zu befahren.


Das Boot ist pünktlich in Kapit, ebenso der Mitarbeiter des Pelagus Resort, wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Er holt uns hier ab und bringt uns zu einem kleinen 4-Sitzer-Boot. Damit legen wir die letzte halbe Stunde bis zu unserer Unterkunft zurück. Ein spezieller Service, da der Rajang zur Zeit Niedrigwasser führt und größere Boote gar nicht mehr dorthin gelangen können. Bei Normalpegel fährt dann einmal pro Tag ein Schiff weiter flußaufwärts bis Belaga, jetzt ist das unmöglich.

Überall sind hier Felsen zutage getreten. Einen Eindruck von der normalen Wasserhöhe erhalten wir von einigen Anlegestellen, die bis zu 10 m aus dem Wasser ragen. Teilweise müssen die Felsen kunstvoll umschifft werden. Auf jeden Fall muß man den Fluß genau kennen, um hier nicht auf Grund zu laufen.

Eine Überraschung, als wir ankommen. Die Zimmer verfügen über eine Ausstattung, die wir hier nicht erwartet hätten. Großzügig angelegt, Balkon, schönes Bad, Klimaanlage, Fernseher, Kühlschrank mit Minibar. Nur der Blick auf den Rajang wäre bei vollem Flußbett sicher noch schöner. Die Gebäude sind komplett aus Holz in einem Langhaus-ähnlichen Stil errichtet, es gibt sogar einen Swimming-Pool. Und in unmittelbarer Nähe beginnt der Urwald.
Pelagus Resort
Sieht fast so aus wie ein Langhaus:
Das Pelagus Resort


Fast überkommt einen ein schlechtes Gewissen, wenn man diesen Komfort sieht und dabei bedenkt, wie einfach die Menschen in dieser Gegend leben. Aber angeblich, so lesen wir in einem Prospekt, ist das ein Projekt der Regierung, die den Tourismus hier fördern, dabei aber der Umwelt nicht schaden will. Und tatsächlich passen die Gebäude auch in diese Gegend, tatsächlich hat man den Eindruck, daß der Natur nicht allzuviel geschadet wurde. Tatsächlich ist das eine Umgebung, in der man sich wohlfühlen kann, und tatsächlich werden damit sogar Arbeitsstellen für die hier Ansässigen zur Verfügung gestellt. Alle Angestellten sind nämlich Angehörige der Iban, jenes Stammes also, der hier schon seit Jahrhunderten lebt.

Fraglich ist allerdings, ob all dieser Komfort nicht ein bißchen zuviel des Guten ist?! Kann man vom Besucher, der doch wegen des Urwaldes und der Langhäuser in diese Wildnis gekommen ist, nicht erwarten, sich auch auf das Landesübliche einzulassen? Und dazu gehört ein Swimming-Pool sicher nicht. Trotzdem ist das Pelagus Resort insgesamt nicht negativ zu bewerten. Allerdings sollte so etwas, wenn es denn erfolgreich ist, trotzdem ein Einzelfall bleiben. Was man hier sicher nicht braucht, sind künstliche Feriensiedlungen in größerer Zahl. Selbst wenn diese ebenso in natürlichen Materialien erbaut würden, würden sie der Gegend doch ihr Gesicht und den Menschen ihre gewohnte Heimat nehmen.

Zunächst gibt es aber Mittagessen. Wir sind ziemlich allein, nicht nur der Fluß hat Nebensaison. Das soll sonst anders sein. Vor allem in den malaysischen Ferien soll das Resort meist ausgebucht sein. Uns ist es so lieber. Der Ober ist mit seinem jetzigen Beruf sicher nicht groß geworden. Er ist stolz auf das Englisch, das er spricht. Und stets bemüht, es zu verbessern. Wir haben die Auswahl aus 5 Gerichten und entscheiden uns für Reis mit Seafood. Vorher Pilzsuppe, hinterher Melone, alles vom feinsten.

Dann sind wir gefordert, um 15.30 Uhr steht die erste Tour an. Entlang des Flusses geht es. Ziel sind die stromaufwärts gelegenen Pelagus Rapids, die unserem Resort ihren Namen gegeben haben. Wir laufen auf einem Weg entlang des Flusses, der schon vor über hundert Jahren von den Iban angelegt wurde. Jene Stromschnellen nämlich, die Pelagus Rapids, waren für die zarten Boote der Eingeborenen zu gefährlich, um sie fahrend zu überwinden, egal in welcher Richtung. Also ging man rechtzeitig an Land und trug sie an den Gefahrenstellen vorbei. Ein mühsames Unterfangen jedenfalls. Aber wer wollte hier durch zu großes Risiko sein Boot, seine Ladung und vielleicht sogar sein Leben verlieren?
Pelagus Rapids
Hier tun sich die Boote schwer: Die Pelagus Rapids.


Keine einfache Unternehmung war es auch, diesen Weg anzulegen. Denn das Gelände steigt in Ufernähe steil an. Oft geht es auf und gleich wieder bergab. Zahlreiche Bäche und Flüßchen sind zu überwinden. Insgesamt 45 Brücken mußten angelegt werden. Kein bequemer Spaziergang jedenfalls. Kaum vorstellbar, wie die Iban früher ihre Boote und die Ladung über die teilweise recht unwegsamen Passagen transportiert haben.

Daß sich zur Zeit nur wenige Gäste im Pelagus Resort verlieren, ist angenehm. So haben wir unseren Guide ganz für uns allein. Er spricht recht gut englisch und bringt uns Flora und Fauna rechts und links des Wegs nahe.

Ein kleiner Wasserfall markiert das Ende des Wegs. Hier begann oder endete die Schufterei, hier ging man an Land oder endlich wieder aufs Wasser. Eine kurze Pause, dann gehen wir zurück. Diesmal über die vom Niedrigwasser freigelegten Felsen. Die Stromschnellen sind bei normalem Wasserstand wahrscheinlich tausendmal beeindruckender. Trotzdem gibt es ein paar Stellen, wo wir auch nicht gerne mit einem Boot fahren würden. Wir treffen auf eine Gruppe von Männern, die ebenso denken und tatsächlich ihr Boot hier über die Felsen schleppen wollen. Bei Niedrigwasser ist dieser Weg kürzer als der durch den Wald. Aber auch das ist eine ziemliche Schinderei.

Nach dem Abendessen steht uns nun noch eine einstündige Nachtwanderung bevor. Mit Taschenlampen bewaffnet marschieren wir los. Der Geräuschpegel ist ein gänzlich anderer als am Tag. Die Vögel, die bei Helligkeit den Ton angeben, sind bei Dunkelheit völlig verstummt. Nun dominieren die Insekten, dazu quaken ein paar Frösche. Und unser Guide weiß auch, wo die Tiere sitzen. Einige große Insekten zeigt er uns, heuschreckenartige Tiere. Immer auf Blättern in vielleicht einem Meter Höhe über dem Boden. Dort warten sie, bis etwas Eßbares vorbeifliegt.


Zweiter Tag: Mit dem Boot zum Langhaus der Iban, Urwald-Wanderung

Frühstück um 7.30 Uhr, danach kommt der Höhepunkt: Der Besuch des Langhauses der Iban. Auch dieses, wie sollte es anders sein, nur mit dem Boot zu erreichen, selbst vom Pelagus Resort aus. Mit von der Partie ist diesmal neben unserem Guide auch seine Frau, denn das Langboot läßt sich aufgrund des Niedrigwassers schlecht alleine steuern, sie soll also helfen.
Boot
Die Fahrt auf dem Fluß erfordert vollen Einsatz.


Los geht es, der Guide bedient hinten Motor und Ruder, seine Frau sitzt vorne. Ein paar Minuten fahren wir den Rajang stromabwärts, dann biegen wir in einen Nebenfluß rechts ab. Und schon beginnen die Schwierigkeiten. Eine schmale Stelle und nicht besonders tief: Sofort ist die Frau im Wasser und zieht das Boot, während hinten der Motor röhrt. Wir drehen uns um: Sollen wir helfen? Nicht nötig, winkt der Guide ab, alles klar. Die beiden sind ein eingespieltes Team.

Keine fünf Minuten später die nächste Stelle. Diesmal gehen beide ins Wasser. Ziehend- und schiebenderweise wird das Boot mit seinen zwei Passagieren über diese Problemstelle hinwegmanövriert. Und dann endlich ist es soweit: Das Boot setzt leicht auf dem Kiesgrund auf, jetzt müssen auch wir raus. Darauf sind wir ja vorbereitet. Und während der Guide und seine Frau das Boot schieben, waten wir durch das flache Wasser.

Eineinhalb Stunden geht es im selben Rhythmus weiter: Fahren - Schieben - Waten. Oft können wir gar nicht glauben, daß man dort mit dem Boot durchfahren kann, und dann geht es doch. Hinter einer Flußbiegung sind wir am Ziel. Mehrere Boote liegen hier schon, für unseres ist aber auch noch Platz. Eine Holztreppe nach oben, und da ist das Langhaus.

Nun aber endlich die Frage: Was ist denn eigentlich ein Langhaus? Da gibt es schon wieder eine Menge an Klischees, die gar nicht zutreffen. Zum Beispiel ist es nicht so, daß in einem Langhaus alle in einem einzigen großen Raum schlafen. Und ebensowenig ist es so, daß alle Bewohner des Langhauses aus einem Topf essen.
Langhaus
Und hier ist es: Das Iban-Langhaus


Ein Langhaus hat natürlich eine gewisse Länge. Sonst wäre der Name gar nicht gerechtfertigt. Die Länge wird aber nicht in Metern, sondern in Türen angegeben. Unseres ist ein 38-Türen-Langhaus. Und das bedeutet, daß es 38 Türen gibt und 38 Familien, die in dem Langhaus wohnen. Eine Länge von 200 m und mehr ist da keine Besonderheit. Und dieses hat 310 Bewohner.

Die Front bildet eine nicht überdachte Terrasse. Hier liegen die Hunde und Katzen faul in der Sonne, hier hängt die Wäsche. Dahinter befindet sich eine überdachte Terrasse. Um diese betreten zu dürfen, muß man sich die Schuhe ausziehen. Da sitzen die Bewohner, verrichten Handarbeiten oder halten ein Schwätzchen. Hauptsächlich sind jetzt Frauen, Kinder und Alte da. Die arbeitsfähigen Männer sind unterwegs, um Geld zu verdienen oder das Abendessen herbeizuschaffen.

Von der überdachten Terrasse aus führen die besagten 38 Türen in die privaten Bereiche. Jede Familie hat also eine eigene Wohnung. Wenn auch die Menschen hier enger zusammenleben als bei uns, so hat doch jeder einen Raum, in den er sich zurückziehen kann.

Unser Guide stammt aus diesem Langhaus, hat hier auch eine eigene Wohnung, obwohl er sich meist im Pelagus Resort aufhält. Aber er kennt die meisten Bewohner und macht uns mit einigen bekannt. Englisch spricht keiner, unser Guide muß übersetzen. Wahrscheinlich verstehen viele nicht einmal malaysisch, die offizielle Landessprache. Viele werden in ihrem Leben nie weiter als bis Kapit gekommen sein, und da genügt die Iban-Sprache allemal.

Ein alter Mann begrüßt uns freundlich. Seine Ohrläppchen weisen riesige Löcher auf. Zeichen dafür, daß sie oft und lange mit schweren Ohrringen behangen waren. Seine Haut ist über und über mit Tätowierungen bedeckt. Grund ist eine alte Sitte: Wo immer man hinkam, ließ man sich die typische Tätowierung jener Stadt oder Region verpassen. Insofern diente die Haut als eine Art "Reisepaß". Je weiter man gereist war, desto bunter die Haut.
Langhaus
Hier trifft man sich: Die überdachte Terrasse
des Langhauses


Eine Frau sitzt am Boden und flickt eine Bastmatte. Nach althergebrachter Art natürlich. Es ist interessant zu beobachten, wie schnell und geschickt sie arbeitet. Dabei lächelt sie uns ständig zu, auch sie versteht kein Wort. Ein paar Schritte weiter hängt ein Korb von der Decke. Auffälligstes Inhaltsstück ist ein Totenschädel, eine Trophäe aus vergangenen Zeiten. Man macht keinen Hehl aus den Sitten und Gebräuchen der Vorfahren.

Dann dürfen wir uns eine Wohnung von innen ansehen. Nummer 14: Hier wohnt der Guide mit seiner Familie. Wir sind erstaunt über die Größe. Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnzimmer mit Küche, sogar Toilette und Dusche. Natürlich ist alles einfach und primitiv. Technische Geräte gibt es nicht. Immerhin Stromanschluß und elektrisches Licht. In einer der Nachbarwohnungen soll es sogar einen Fernseher geben.

Wir werden zum Tuak eingeladen, dem traditionellen Palmwein der Iban. Mit 12% hat er einen ähnlichen Alkoholgehalt wie unser Wein. Etwas streng schmeckt er schon, aber man kann sich daran gewöhnen. Moslems scheinen die Iban wohl nicht zu sein, dann wäre Alkohol tabu. Kaufen kann man einen solchen Wein nicht, er wird selbstgemacht. Und als der Guide mich fragt, ob er mir schmeckt, und ich nicke, bekomme ich zum Mitnehmen noch eine Halbliterflasche abgefüllt.
Boot
Auch andere sind auf dem Fluß unterwegs.


Dann müssen wir aufbrechen. Solange wir flußabwärts fahren, geht vieles einfacher und schneller. An einigen Stellen müssen wir trotzdem wieder aussteigen. Der Guide kontrolliert verschiedene "Fischfallen", die in Ufernähe angebracht sind. Sie sind alle leer. Erfolgreicher ist die Suche nach den Durians. Diese, als "Stinkfrucht" bekannt, gelten unter Einheimischen als große Delikatesse. Wir dürfen probieren, können ihr aber nicht so viel abgewinnen.

Mittagessen heute etwas verspätet, da die Langhaus-Tour recht lange gedauert hat. Wir hören, daß wir nun die einzigen Gäste sind, die anderen sind abgereist. Der letzte Programmpunkt heißt "Jungle Trekking". Auf deutsch also eine Wanderung durch den Urwald. Wieder in bewährter Qualität mit vielen interessanten Details über Fauna und Flora. Unser Guide kennt den Wald bestens, das ist sein Metier. Wir steigen auf 140 m über Flußlevel an, dann geht es wieder runter. Dann wieder hoch und noch einmal runter, eine schweißtreibende Angelegenheit am späten Nachmittag.


Dritter Tag: Rückfahrt über Kapit nach Sibu

Und schon heißt es wieder Abschied nehmen vom Urwald Sarawaks. Ein letztes Frühstück im Pelagus Resort, dann werden wir per Boot nach Kapit gebracht. Auch unser Guide kommt mit, denn es ist Sonntag und Markt.
Fort Silvia in Kapit
Fort Silvia: Unscheinbar, aber das einzige 'historische'
Gebäude in Kapit


Wie kann man sich Kapit nun vorstellen? Sicher ist es keine Weltstadt. An den meisten Tagen ein kleines verschlafenes Provinznest, in dem man sich kaum länger als ein oder zwei Stunden aufhalten mag. Immerhin ist hier alles erhältlich, was das Leben angenehm macht. Auch alle sog. "westlichen" Güter bekommt man hier. Zum Beispiel Fotoartikel, elektronische Geräte oder CDs. Natürlich nicht das allerneueste, aber immerhin. Alles natürlich zu einem utopischen Preis, den nur wenige in der Lage sind zu bezahlen.

Dann ist Kapit das Verwaltungszentrum einer großen, fast menschenleeren Region. Zu dieser gehören auch das Pelagus Resort und das Langhaus, das wir besucht haben. Hier gibt es einen Polizeiposten, hier gibt es Ämter, hier gibt es Schulen. Auch per Flugzeug ist Kapit zu erreichen, und auf einem winzigen Straßennetz bewegen sich ein paar Autos. Diese sind per Schiff hergeschafft worden, eine Verbindung zu anderen Straßen gibt es nicht. Und wer auf dem weiteren Weg in den Urwald einen Zwischenstop einlegen muß, kann hier sogar übernachten, es gibt ein paar Gästehäuser.

An diesem Tag ist Kapit alles andere als verschlafen. Der an jedem Sonntag stattfindende Markt sorgt dafür, daß Menschen aus ungezählten Langhäusern der Umgebung hierhergekommen sind, um einzukaufen oder zu verkaufen. Diesen Markt und sein reichhaltiges Angebot an Obst und Gemüse sollte man sich nicht entgehen lassen.

Nach einer offiziellen Statistik verirren sich pro Tag durchschnittlich zwei westliche Touristen hierher. Heute sind wir das, und tstaächlich sehen wir nur Einheimische. Und wenn wir auch nicht mehr als Attraktion angesehen werden, wie das vor zwanzig Jahren der Fall gewesen wäre, so nimmt man uns doch wahr. Nicht wenige erproben ihre Englischkenntnisse mit einem zaghaften "Hello" und freuen sich über eine Antwort.

Wie üblich in malaysischen Städten gibt es einen chinesischen Tempel in Kapit. Als einzige Sehenswürdigkeit ist Fort Silvia anzusehen. Ein Holzbau aus der Zeit des Raja John Brooke. Ob dieser wirklich verteidigungstüchtig gewesen wäre, scheint ungewiß. Am interessantesten sind die Wasserstands-Markierungen an dem Gebäude, die eindrucksvoll zeigen, daß das Flußbett des Rajang nicht immer so leer wie zur Zeit ist.

Um 12.40 Uhr legt das Schnellboot mit Richtung Sibu ab, und um 15 Uhr sind wir zurück.


Hinweise
Licht im Urwald
Nur selten dringen die Sonnenstrahlen
in den dichten Urwald.

Diese Tour, komplett wie wir sie gemacht haben, läßt sich in Reisebüros in Sibu buchen. Enthalten also 2 Übernachtungen, Vollpension während des Aufenthalts, alle Transfers und alle beschriebenen Touren. Kostenpunkt war 100 Euro pro Person, heute ist es sicher teurer. Hilfreich ist es natürlich, wenn man während der Nebensaison anfragt, wir waren im August da.

Trinkwasser gibt es zu den Mahlzeiten kostenlos, alle übrigen Getränke müssen bezahlt werden. Die Preise sind etwas höher als in den Städten, aber auch nicht überteuert.

Nun ist eine Fahrt zum Pelagus Resort sicher keine "typische" Langhaustour. Das soll heißen, daß die meisten Touristen unter einer Langhaustour ungefähr so etwas verstehen: Transfer mit typischen Booten zum Langhaus, Leben mit den Bewohnern, zusammen essen, auf dem Boden schlafen. Baden und Zähneputzen im Fluß. Und das für ein oder zwei Nächte.

So etwas wird natürlich auch angeboten. Allerdings ist es keinesfalls billiger, meist sogar teurer. Das teuerste Angebot, das wir gesehen haben, belief sich auf 300 Euro pro Person für eine 3-Tage-Tour von Kuching aus. Das Teure an der Sache ist angeblich der Transfer, da zum Erreichen der Langhäuser eigens Boote gechartert werden müssen. Im Einzelfall muß eben geprüft werden, ob ein solches Angebot den Preis wert ist oder nicht.

Zu bedenken ist außerdem, daß es das "ursprüngliche" Leben dieser Urwaldbewohner eigentlich gar nicht mehr gibt. Alle Touren, die angeboten werden, haben andere schon vorher gemacht. Daher wird man auf keinen Langhausbewohner treffen, der nicht schon mal Touristen gesehen hat und der weiß, was ein Fernseher und ein Fotoapparat ist. Zwar ist es prinzipiell möglich, auf eigene Faust in noch entlegenere Gebiete loszufahren. Das kann jedoch extrem teuer werden, da man immer auf ein Boot angewiesen ist. Zudem benötigt man ein Permit, dessen Erlangung einige Behördengänge und damit Zeit, Geld und Nerven kostet.

Evtl. könnte man auch in Erwägung ziehen, eine komplette Reise von Deutschland aus zu buchen. Es gibt einige Reiseveranstalter, die derartige Reisen mit Flug von Deutschland im Programm haben. Neben einer Langhaustour sind dann Besuche verschiedener Nationalparks und der Mulu-Höhlen (größtes Höhlensystem der Welt) inbegriffen, evtl. auch einige Punkte in Sabah, dem zweiten malaysischen Teilstaat auf Borneo.

 

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