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Malaysia:Penang, Perle des Orients
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Orientalische Geschäftsamkeit - Beispielloses Gemisch der Völker und Kulturen - Tempel und Kolonialbauten - Essen wie Gott in Frankreich - Unverfälschter Dschungel und unberührter Strand Dauer: Vier Tage Wir reisen auf dem Landweg nach Malaysia ein, kommen von Thailand.
In Hat Yai ist die letzte Station vor der Grenze,
dann geht es per Minibus zu selbiger.
Die thailändischen Beamten lassen uns ohne weiteres raus,
die malaysischen Kollegen nehmen es etwas genauer.
Die übliche Prozedur:
Mit gesamtem Gepäck aussteigen und zu Fuß durch die Kontrolle.
Auspacken muß jedoch niemand.
Das ganze ist durchaus nicht ohne.
Malaysia ahndet Rauschgift-Vergehen sehr streng.
Der Besitz schon kleinster Mengen führt zur Anklage,
im Extremfall droht die Todesstrafe.
Und es soll schon Touristen erwischt haben.
Empfehlenswert ist es daher, sein Gepäck nie aus den Augen zu lassen,
um nicht als unfreiwilliger Drogenkurier ein derartiges Schicksal zu erleiden.
Dann sind wir also in Malaysia,
und es sieht schon ein bißchen anders aus als in Thailand.
Die Gegend ist flach, wir fahren auf einer recht guten Autobahn,
vorbei an riesigen Palm-Plantagen.
Nur ab und zu ein Dorf mit einer Moschee im modernen Stil.
An Großstädten gibt es hier im Norden des Landes nur Alor Setar,
das wir rechts liegenlassen.
Bald schon kommt die häßliche Industriestadt Butterworth,
und dann geht es über die Penang Bridge auf die Insel Penang.
Um gleich einer Namensverwirrung vorzubeugen:
Korrekt heißt die Insel Pulau Pinang ("Pulau" ist malaysisch für "Insel"
und wird im offiziellen Sprachgebrauch jeder Insel vorangestellt),
die Hauptstadt der Insel erhielt von den Briten den Namen "Georgetown",
die Einheimischen nennen sie "Penang".
Und schon landen wir mitten im spätnachmittäglichen Gewimmel
der Lebuh Chulia (Chulia Street).
Hier und im Umkreis der sie kreuzenden Jalan Penang (Penang Road)
ist so etwas wie ein Zentrum auszumachen.
Hier konzentriert sich die orientalische Geschäftsamkeit,
die freilich auch in anderen Gegenden vorzufinden ist.
Schließlich trägt die Stadt ja auch den Beinamen "Perle des Orients".
Nun, orientalisches Leben gibt es sicher auch in anderen Städten der Region.
Wie kommt Georgetown zu diesem Titel?
Ganz einfach:
Auf engstem Raum tummeln sich hier Angehörige
der verschiedensten Volksgruppen.
Chinesen, Inder, Malayen, Europäer.
Alle leben nebeneinander und miteinander, Probleme gibt es selten.
Als Folge sind natürlich auch alle Religionen vertreten:
Moslems und Christen, Buddhisten und Hindus.
Und alle haben ihre Gotteshäuser.
Da steht eine Moschee neben einer Kirche
und ein buddhistischer Tempel neben einem hinduistischen.
Dazu ein paar Kolonialgebäude als Relikte der (europäischen) Vergangenheit.
Genauso sind natürlich alle Eßkulturen zu finden.
All dies macht einen Aufenthalt in Georgetown zu einem äußerst spannenden
("multikulturellen") Erlebnis.
Ein erster Rundgang am Abend.
Wir landen an der Esplanade,
wo in der Nähe des Rathauses allabendlich Essensstände aufgebaut werden.
Diese sog. "Hawker Centres" sind typisch für Malaysia
und eigentlich auf jedem größeren Platz des Landes zu finden.
Da werden Tische und Stühle aufgebaut,
drumherum gruppieren sich die Essensstände.
Alles funktioniert mit Selbstbedienung.
Man holt sich das gewünschte von einem Stand der Wahl
und sucht sich dann einen Tisch.
Der Vorteil dieser Methode:
Der eine kann chinesisch essen, der andere indisch, der dritte malayisch.
Was eben alles so angeboten wird.
Die Preise sind äußerst günstig,
für ein Gericht hat man etwa 1 Euro zu rechnen.
Ähnliche Einrichtungen gibt es auch in Einkaufszentren und Märkten.
Dann spricht man von "Food Centres" oder "Food Courts".
Wir probieren eine Laksa.
Das ist eine Fischsuppe, die zu den Landesspezialitäten zählt,
aber hier auf der Insel erfunden worden sein soll.
Scharf gewürzt ist sie mit einem leicht säuerlichen Beigeschmack.
Dazu Nudeln und Gemüse. Eine Entdeckung!
Mit der Erkundung der Stadt lassen wir uns zwei Tage Zeit.
Es dürften gut und gerne vier sein, auch dann würde es wohl nicht langweilig.
Wir beginnen dort, wo auch die (koloniale) Vergangenheit der Stadt begann.
Am Fort Cornwallis, an der östlichen Spitze der Insel.
Hier wurde Georgetown im 18.Jhdt. gegründet.
Das Fort ist sicher nicht so ganz verteidigungstüchtig,
mußte das glücklicherweise aber nie unter Beweis stellen.
Weitere schöne Gebäude aus der Kolonialzeit sind der Uhrturm und das Rathaus,
das wir ja schon von gestern kennen.
Dann beginnt bereits die Vielfalt der Kulturen:
Die anglikanische St.George's Church,
der chinesische Goddess of Mercy-Tempel,
der hinduistische Sri Mariamman-Tempel,
die Kapitan Keling-Moschee.
Zu finden an einer einzigen Straße innerhalb von 300 m.
Dazu eine ganze Reihe chinesischer Clan-Häuser ("Kongsi").
Diese wurden von reichen chinesischen Familien errichtet,
die hierher auswanderten.
Kennzeichen ist der überaus reiche und auffällige Dachschmuck.
Kongsi sind in ganz Malaysia zu finden, allerdings nirgends so prächtig wie hier.
Herausragend ist das Kooh Kongsi,
sein Dachschmuck soll mehrere Tonnen wiegen.
Ausklang des Tages dann in der Penang Road, der Haupteinkaufsstraße.
Hier essen wir auch zu Abend, diesmal in einem indischen Restaurant.
Und machen gleich eine weitere Entdeckung: Murtabak.
Ein je nach Geschmack mit Gemüse und/oder Fleisch gefüllter Pfannkuchen.
Aber vor allem die Würze macht die Musik, und die ist bisweilen recht scharf.
Der berühmteste chinesische Tempel des Landes ist der Kek Lok Si.
Ein paar Kilometer westlich der Stadt gelegen,
ist er mit dem Linienbus bequem in einer halben Stunde zu erreichen.
Schon von weitem zeigt sich seine große Pagode in den Farben weiß und gold.
Wir steigen aus und haben noch 200 m zu laufen,
ehe wir durch eine enge Ladengasse müssen.
T-Shirts und Souvenirs werden uns zum Sonderpreis angeboten,
dabei wollen wir doch nur den Tempel besichtigen.
Dann haben wir den Spießrutenlauf hinter uns und betreten den Tempelbezirk.
Er besteht aus einer ganzen Reihe von Gebäuden, Gärten und Tempeln.
Ein richtig weitläufiges Gelände ist das.
Nur für die neue Halle und die große Pagode ist Eintritt zu bezahlen.
Das sollte man aber keinesfalls sparen.
Die neue Halle ist sehr prunkvoll und auch (typisch chinesisch) kitschig,
die Pagode kann man besteigen und hat einen wunderbaren Ausblick
über den ganzen Tempel und auch die Stadt.
Die Pagode heißt auch "Pagode der zehntausend Buddhas",
und so viele gibt es dort wirklich.
Die meisten allerdings auf Kacheln in den Räumen und im Treppenhaus.
Ein negativer Höhepunkt ist sicher der Schildkrötenteich,
ein kleiner Tümpel, in dem Hunderte von Schildkröten
vor sich hinsiechen und auf Futter von Touristen warten.
Die Tiere scheinen dem Tod näher als dem Leben
und reagieren selbst auf das Futter äußerst träge und mühsam.
Zwei schöne Tempel haben wir uns für den Nachmittag vorgenommen.
Sie liegen im nordwestlichen Stadtgebiet einander direkt gegenüber.
Die Entfernung zur Innenstadt beträgt etwa 4 km,
so daß wir auch hier den Bus nehmen.
Für die bis hierhin von der Völkervielzahl Verwirrten
setzen wir nun noch einen drauf.
Dhammika Rama ist ein burmesischer Tempel
mit Elefanten am Eingang und mehreren stehenden Buddhafiguren.
Im Thai-Tempel Wat Chaiyamang Kalaram befindet sich ein 33 m langer liegender Buddha,
einer der längsten der Welt.
Vor dem Tempel finden sich die typischen Wächterfiguren
und mehrere Nagaschlangen.
Den Tag beschließen wir am Gurney Drive,
kaum 5 min von den beiden Tempeln entfernt.
Eine schöne Uferpromenade,
die am späten Nachmittag von vielen Spaziergängern genutzt wird.
An seinem Ende stadtauswärts werden gegen Sonnenuntergang unzählige Essensstände aufgebaut.
Wir nehmen noch einmal eine Laksa und dann Nasi Goreng,
das bekannteste Gericht.
Dabei heißt es übersetzt nichts anderes als gebratener Reis,
wird aber in unzähligen Varianten angeboten.
Ein besonderer Spaß ist ein Stand, der ausschließlich Spieße anbietet:
Fisch, Fleisch, Gemüse.
Alles ist roh, der Gast gart es selber,
indem er es in einen der Töpfe mit kochender Brühe hält.
Dazu eine scharfe Soße nach Wahl.
Bezahlt wird hinterher nach der Anzahl der Spieße.
Wieder fahren wir mit dem Bus in nordwestlicher Richtung.
Nach einer guten halben Stunde sind wir in Teluk Bahang,
einem der Ferienorte im Norden der Insel.
Bereits nach dem Aussteigen wird klar:
Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist hier richtig.
Wem es hingegen auf einen schönen Strand und Nachtleben ankommt,
wird sich hier langweilen.
Es gibt wenige Unterkünfte, eine Moschee, einen chinesischen Tempel.
Ansonsten wohnen hier die Einheimischen, und es ist zu hoffen,
daß das auch so bleibt.
Am westlichen Ende des Dorfes beginnen mehrere Wanderwege,
und das ist das eigentlich Interessante hier.
Einer führt zum sog. Monkey Beach, für den entscheiden wir uns.
Und wir werden nicht enttäuscht.
Ein fantastischer Dschungel, wie man ihn sich in seinen kühnsten Träumen vorstellt.
Allein die Geräuschkulisse ist schon Exotik pur.
Ein durchgehendes Gezirpe und Vogelgeschrei.
Dazu das Rascheln der Echsen im Unterholz und der Affen in den Baumgipfeln.
Der Weg ist gepflegt, ein leichter Bergrücken ist dabei zu überwinden.
Außer einem einsamen Wanderer begegnet uns niemand,
und nach eineinhalb Stunden kommen wir an.
Auch hier sind wir alleine, nicht einmal die Affen lassen sich blicken.
Feinster Sand auf über 1 km Länge.
Die Brandung ist allerdings so stark, daß es zum Baden zu gefährlich ist.
Eine Stunde Pause, dann geht es zurück nach Teluk Bahang.
Dort haben wir Glück und erwischen direkt den Bus nach Batu Ferringhi.
Ein paar Minuten Fahrt, und schon sind wir in einer anderen Welt.
Eben noch das einsame und beschauliche Fischerdorf,
jetzt die Touristenhochburg mit ihren Luxus-Unterkünften.
Etwa 10 an der Zahl sind es,
die sich an dem hier schöneren Strand niedergelassen haben.
Immer wieder ist allerdings die Wasserqualität ein Thema.
Auf den ersten Blick sieht es vielleicht nicht so schlimm aus,
aber an vielen Stellen wird kräftig eingeleitet und abgelassen.
Mittlerweile ist es so schlimm, daß die Hotels ihren Gästen
von einem Bad im Meer dringendst abraten.
Ersatz ist immerhin vorhanden. Viele der Hotels haben ihre eigene
Badelandschaft errichtet.
Die Pools werden intensiv genutzt und sind demzufolge häufig überfüllt.
Als Nicht-Hotelgast kann man immerhin einen schönen Strandspaziergang machen.
Am späten Nachmittag fahren wir zurück nach Georgetown,
von wo es morgen in Richtung Süden weitergehen wird.
Penang liegt im Nordwesten des Landes und ist auf mehrere Arten
gut zu erreichen: Von Thailand kommend,
eine Tagesstrecke per Bus von Phuket oder Krabi entfernt.
Einen halben Tag benötigt man von der Hauptstadt Kuala Lumpur
oder Kota Bharu an der Ostküste.
Die Bahn, die von Bangkok bis Singapore am Südende der Halbinsel fährt,
hält in Butterworth, von wo man mit der Fähre nach Penang übersetzen kann.
Im Süden Penangs gibt es zudem einen Flughafen
mit täglichen Verbindungen zu allen wichtigen Orten des Landes.
Insbesondere zu Kuala Lumpur, das Verbindungen mit der gesamten Welt unterhält.
Weitere sehenswerte Punkte in Georgetown sind der Botanische Garten
und der Penang Hill, von dem man bei schönem Wetter
einen wunderbaren Blick über die Stadt hat.
Im Süden der Insel liegt der Schlangentempel,
den aber viele als zu touristisch und daher nicht empfehlenswert betrachten.
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