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Natur und Kultur in Süd-Jordanien
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu Jordanien

 

Heißes Aqaba - Nabatäerstadt Petra: Felsengräber, Wandern, Gebirgslandschaft - Wadi Rum: Jeepfahrt durch die Wüste, Übernachtung im Beduinenzelt, absolute Stille in der Wüste, Kamelritt

Statistik
Datum der ReiseAugust 1998
Dauer4 Tage
Bericht online seitMai 1999
Aktualisiert amMai 1999


Erster Tag: Von Aqaba nach Petra

Aqaba im Sommer ist heiß und staubig, schwül und drückend. Mit einem Wort: Unerträglich. Man mag das klimatisierte Hotel nicht verlassen. Man mag auch den Strand nicht verlassen, so man sich gerade an selbigem befindet. Für die kürzeste Wegstrecke hält man schon nach einem Taxi Ausschau. Nicht einmal ein Windstoß bringt Erfrischung. Ganz im Gegenteil: Er vermittelt einem dasselbe Gefühl, das man hat, wenn man die Tür eines mit 220 Grad Celsius vorgeheizten Backofens öffnet.
Aqaba
Aqaba: Von der Hitze sieht man hier nichts


Glücklicherweise ist in Aqaba nicht immer Sommer. Und während der anderen drei Jahreszeiten kann man es hier eigentlich schon aushalten. So richtig spannend ist Aqaba aber auch dann nicht. Es gibt ein paar Hotels mit Privatstränden, ein paar Restaurants. Und man kann beim Royal Diving Center etwas außerhalb der Stadt schnorcheln. Das wars. Übermäßig lang ist die Küstenlinie mit ihren 15 km eben nicht.

Dennoch gibt es zwei gewichtige Gründe, nach Aqaba zu kommen: Petra, die antike Hauptstadt der Nabatäer, und Wadi Rum, eine grandiose Wüstenlandschaft mit einer Unzahl Sandsteinfelsen. Und Aqaba ist idealer Ausgangspunkt für eine Tour zu diesen zwei Sehenswürdigkeiten.

Wir verlassen Aqaba am späten Nachmittag. Weil wir die Besichtigung von Petra sehr früh am nächsten Tag beginnen möchten, beziehen wir ein Hotel in Wadi Musa, der nächstgelegenen Stadt. In einer bergigen Landschaft liegt sie. Wir erleben den Sonnenuntergang von der Dachterrasse des Hotels. Und wir decken uns mit Trinkwasser für den nächsten Tag ein.


Zweiter Tag: Nabatäerstadt Petra

Um 7 Uhr bringt uns das Taxi für 1.50 Euro zum Eingang der antiken Stadt Petra. Der nun zu entrichtende Eintrittspreis ist utopisch: 33 Euro für zwei Tage. Dazu 9 Euro für ein Pferd, mit dem man einen halben Kilometer ins Tal reiten kann. Nimmt man es in Anspruch, verlangt der Besitzer des Pferdes noch einmal 2-3 Euro als Trinkgeld.

Trotz all dieser Kosten sollte man keinen Gedanken daran verschwenden, den Besuch von Petra auszulassen. Zwar sollte man mit einem Superlativ wie "einzigartig" sparsam umgehen. Petra allerdings hat ihn verdient.
Der Siq
Der Siq: Natürliches Nadelöhr


Wie erwähnt, ist Petra die ehemalige Hauptstadt der Nabatäer, ursprünglich Beduinen, die um 1000 v.Chr. aus dem heutigen Saudi-Arabien hierherkamen. Mittels ihrer weitverzweigten Handelsbeziehungen und Monopolstellungen für eine Reihe von Gütern erwarben sie sich einen immensen Reichtum, mit dem sie sich ihre Hauptstadt aufbauten. Die größte Ausdehnung besaß ihr Reich unter König Aretas III. (87-62 v.Chr.). Es umfaßte weite Teile der arabischen Halbinsel sowie den Sinai und reichte bis nach Damaskus im heutigen Syrien.

Im Jahr 106 n.Chr. wurde das Nabatäer-Reich von den Römern unterworfen, Petra 363 n.Chr. von einem Erdbeben zerstört. Danach versank die Stadt in der Bedeutungslosigkeit, ein letztes Zeugnis stammt aus dem 13. Jhdt. Erst 1812 wurde Petra "wiederentdeckt", und zwar von dem Schweizer Archäologen Johann Ludwig Burckhardt.

Wir betreten Petra durch den Siq. Das ist eine schmale Schlucht, teilweise nur 5 m breit mit bis zu 80 m hohen Felswänden. Beständig geht es leicht bergab. Da dies der einzige Zugang zur Stadt ist, kann man sich leicht vorstellen, wie schwer es war, diese Stadt einzunehmen. 2 km ist der Siq lang. Entlang der Felswand befindet sich eine künstliche Wasserrinne: Die Nabatäer besaßen auch einen Sinn für das Praktische.
Al-Kazneh
Al-Kazneh: Das Schatzhaus des Pharao


Dann ist der Siq zu Ende, und wir sehen das berühmteste Bauwerk: Al-Khazneh, das Schatzhaus des Pharao. Ein Felsengrab von 43 m Höhe und 28 m Breite, mit seinen sechs korinthischen Säulen und zahlreichen Verzierungen komplett aus dem Fels gehauen. Ein Wunderwerk der Steinmetzkunst. Das Innere ist verhältnismäßig uninteressant. Aber dieses war ja auch nur für die Toten bestimmt.

Die Theaternekropole enthält viele kleinere Felsengräber in teils gutem und teils schlechtem Zustand. Faszinierend die Farbigkeit, die sich durch die verschiedenen Gesteinsschichten ergibt. Gleich nebenan das Theater für 8000 Zuschauer. Langsam wird es heißer, wir legen an einem der Getränkestände eine Pause ein. Hier gibt es alle erdenklichen Erfrischungsgetränke, dazu auch Kleinigkeiten zum Essen. Man erwartet doch einiges vom Tourismus.

Unser nächster Weg führt uns quer über einen kleinen Hügel zum Qasr al-Bint Faraun. Diesen Namen (auf deutsch "Burg der Tochter des Pharao") hat das Bauwerk erst viel später bekommen. In Wirklichkeit war es ein Tempel.

Einen weiteren Höhepunkt wollen wir uns nun nicht entgehen lassen: Ed-Deir, das "Kloster". Ein beschwerlicher Weg von einer Stunde liegt vor uns, teilweise in der prallen Sonne zurückzulegen. Die gesamte Strecke besteht aus Stufen, in den Fels gehauen. Bergsteiger muß man also nicht sein, um die 200 Höhenmeter zu bewältigen.

Von Zeit zu Zeit überholt uns ein Esel, der einen Touristen nach oben trägt. Oft sind es gerade die übergewichtigen Besucher, die sich diese Bequemlichkeit leisten. Und dann wird das unter seiner Last stöhnende Tier von seinem Besitzer auch noch zur Höchstgeschwindigkeit angetrieben. Ist ja klar: Je schneller er wieder unten ist, desto eher kann der nächste Gast transportiert werden und umso mehr Geld gibt es.
Ed-Deir
Nach einer Stunde Aufstieg der Lohn:
Blick auf Ed-Deir


Auf halber Strecke zweigen wir kurz ab und folgen dem Hinweisschild zum Löwentriclinum. Dieses Grab hat seinen Namen von den beiden Löwenstatuen, die links und rechts des Eingangs stehen, allerdings schon stark verwittert sind.

Dann sind wir oben: Ed-Deir ähnelt in der Form und Gestaltung dem "Schatzhaus", ist aber mit 45 m etwas höher und mit 50 m fast doppelt so breit. Im Innern fehlen die Nischen für die Sarkophage, deswegen geht man davon aus, daß es nicht als Mausoleum benutzt wurde. Der seitliche Weg, der auf das Dach des Tempels führt, darf leider nicht mehr betreten werden, ein Wächter paßt auf.

Die wohlverdiente Ruhe genießen wir hier in einem Zelt. Die Getränke sind erstaunlicherweise auch nicht teurer als unten. Dafür stehen Matratzen zur Verfügung, die einige zu einem Schläfchen nutzen.
Das Urnengrab
Das Urnengrab in der Königswand


Nicht viele gehen nun noch weiter, wir schon. Hier auf dieser felsigen Hochebene gibt es eine Menge zu sehen, das nicht im Reiseführer steht. Vor allem sind es eine Reihe weiterer Felsengräber. Dann ist es aber auch der Blick über eine fantastische Gebirgslandschaft. Es macht Spaß, hier auf Entdeckungsreise zu gehen.

Der Rückweg ist natürlich weitaus weniger anstrengend. Ständig schon haben wir den Blick auf unser letztes Tagesziel, die Königswand. So genannt aufgrund der Größe der Gräber und der Bedeutung der dort bestatteten Personen.

Das archäologische Museum lassen wir trotz freiem Eintritt links liegen und flanieren über den Cardo Maximus, die Hauptstraße der antiken Stadt. Von der früher hier vorhandenen Säulenpracht ist nur noch ein Bruchteil vorhanden. Lediglich das Temenos-Tor und das Straßenpflaster sind noch als solche zu bewundern.

Nun die Königswand: Urnengrab, Korinthisches Grab und Palastgrab finden wir sofort, das Grab des Sextius Florentinus liegt etwas abseits. Das Seidengrab bezieht seine Schönheit durch die verschiedenen Farben, die wir schon von der Theaternekropole kennen.

Zurück geht es auf demselben Weg vorbei am Schatzhaus und durch den Siq, einen anderen gibt es nicht.


Dritter Tag: Von Petra ins Wadi Rum
Der Opferplatz
Der Opferplatz

Noch einmal sind wir in Petra. Ein weiterer anstrengender Aufstieg steht uns bevor: Wir wollen zum Opferplatz. Ähnlich wie zum Ed-Deir geht es nach oben, jedoch nicht so lange. Zwei Obelisken gibt es hier oben und tatsächlich eine Opferstelle. Sogar an eine Blutablaufrinne hat man gedacht, sie wurde also wirklich genutzt. Ob für Menschen oder Tiere? Das weiß ich nicht.

Auf der anderen Seite des Berges steigen wir ab. Wir passieren ein Löwenrelief und das Soldatengrab. In der Nähe des Theaters stoßen wir wieder auf bekanntes Terrain. Ein letzter Aufenthalt beim Schatzhaus, und wir nehmen Abschied von Petra.

Der Bus bringt uns auf dem Desert Highway wieder nach Süden. Wir folgen dem Hinweisschild ins Wadi Rum. An der Jeepstation halten wir. Nicht weit davon endet die asphaltierte Straße, hier ist ein Fortkommen mit dem Bus unmöglich. Daher steigen wir auf Landrover um, die schon bereitstehen.
Landschaft in Petra
Faszinierende Landschaft in Petra


Das arabische Wort "Wadi" bezeichnet eigentlich ein Flußtal, wenn man hier auch nicht unbedingt sofort daran denkt. Felsigen, teils sandigen Untergrund finden wir hier vor, die Fahrer müssen ihr ganzes Können aufbieten. Links und rechts sehen wir Sandsteinfelsen, teilweise mehrere hundert Meter hoch. Ein ganz eigenes Bild ergibt sich hier durch den roten Fels, den gelblich-roten Untergrund und den tiefblauen Himmel.

Erster Stop bei den "Sieben Säulen der Weisheit": Eine Felsformation, bestehend aus sieben säulenförmigen Teilen, wie Orgelpfeifen nebeneinander angeordnet. Ein beliebtes Fotomotiv. Ein weiterer Stop bei einer Sanddüne. Hier hat der Sand fast eben jene rote Farbe, die wir von den Felsen nun schon kennen.
Die sieben Säulen der Weisheit
Beliebtes Fotomotiv:
Die sieben Säulen der Weisheit






Teepause bei einem Beduinenzelt. Zwei Männer kommen auf ihren Kamelen angeritten, trinken ebenfalls Tee und reiten nach einer Viertelstunde weiter. Die Beduinen halten sich die Tiere nicht aus touristischen oder traditionellen Gründen. Nein, das Kamel ist nach wie vor das praktischste Fortbewegungsmittel. Wenn auch mittlerweile fast jede Beduinenfamilie über einen Jeep verfügt, so ist das Kamel viel genügsamer und damit billiger.

Die Sandsteinfelsen eignen sich wunderbar zum Klettern. Schnell hat man hier 100 Höhenmeter überwunden. Allerdings darf man auch nicht leichtsinnig werden: Der Sandstein bröckelt schnell ab.

An einer Stelle, wo sich das "Tal" weit öffnet, legen wir den letzten Stop ein. Hier erleben wir von einem Felsen aus den Sonnenuntergang, in der Wüste immer etwas Besonderes.
Wadi Rum
Nur mit dem Jeep zu bewältigen: Wadi Rum


Dann geht es zum Lager. Dieses ist an einen Berg herangebaut, die zur Wüste offene Seite durch einen etwa 2 m hohen Wall geschützt. Innen gibt es mehrere Zelte, eines davon ist für uns bestimmt. Gar nicht mal unbequem sind die Bettstätten. Auf einem Holzgestell liegt eine Matratze, Decken sind zur Genüge vorhanden. So viele werden wir gar nicht benötigen, es ist warm genug.

Dann gibt es Abendessen. Vielleicht nicht ganz stilecht aus einem gemeinsamen Topf, sondern vom Büffet. Dafür gibt es aber auch alle Köstlichkeiten, die wir schon von anderen Gelegenheiten her kennen: Eine reiche Auswahl an Vorspeisen, darunter viel Gemüse und Soßen zum Dippen (z.B. Humus und Mutabal). Als Hauptgericht Hähnchenschenkel und Fleischspieße. Und zum Nachtisch Obst. Das war aber noch nicht der letzte Gang. Drei der Beduinen setzen sich in die Runde und machen Musik.

Dann werden wir zu einer Nachtwanderung gebeten. Klar, da machen wir mit. Weg geht es vom Lager in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Der sternenklare Himmel macht die Orientierung leicht. Auf ein Zeichen setzen wir uns in den noch warmen Sand.

Und jetzt kommt das eigentlich Faszinierende: Es ist still. Wirklich still. Kein Laut dringt an unser Ohr. Kein Auto, das vorbeifährt. Kein Tier. Nicht einmal ein Luftzug. Eine fast beklemmend wirkende Stille. So etwas gibt es bei uns nicht und ist eigentlich nur in der Wüste denkbar. Mit Sicherheit einer der bedeutendsten Eindrücke, den wir von hier mitnehmen.


Vierter Tag: Zurück nach Aqaba
Wadi Rum
Sandsteinformation im Wadi Rum

Bei Sonnenaufgang erwacht das Lager. Zeit zu einer letzten Klettertour. Eine Kamelkarawane kommt an. Es gibt Frühstück. Wie am Abend steht alles am Büffet bereit. Jeder darf sich nehmen, was er braucht. Jetzt dürfen wir auch einmal auf den Kamelen reiten. Jeder so lange er möchte und so viel der Geldbeutel noch hergibt.

Eine an Erlebnissen reiche Tour, bei der auch die Kultur nicht zu kurz gekommen ist, geht zu Ende. Am frühen Nachmittag sind wir zurück in Aqaba.


Hinweise

Eine Tour wie die beschriebene läßt sich von fast jedem Hotel in Aqaba buchen. Auch werden einzelne Tagesausflüge nach Petra und ins Wadi Rum angeboten, bei denen man aber vor Ort nicht so viel Zeit hat. Das ist vor allem in Petra schade, da man dann einige der Ziele (wie Ed-Deir und den Opferplatz) gar nicht erreicht.

In den üblichen (meist etwa einwöchigen) Jordanien-Rundreisen sind Petra und Wadi Rum normalerweise enthalten. Auch hier hat man aber in Petra oft nur einen halben Tag Zeit. Daneben werden meist Amman, Jerash, die Wüstenschlösser sowie das Tote Meer besucht. Aufgrund der faszinierenden Landschaft sollte man auch darauf achten, daß eine Fahrt über den King's Highway enthalten ist.

Weitere Informationen über das Jordanische Fremdenverkehrsbüro der Royal Jordanian Airline, Münchener Straße 12, 60329 Frankfurt am Main, Tel. 069/25 08 69.

 

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