Besteigung des höchsten Berges der Türkei - Fünf Tage zwischen Basislager,
Hochlager und Gipfel - Die Arche trotzdem nicht gefunden
Dauer: Fünf Tage
Erster Tag: Aufstieg ins Basislager
Der Ararat ist ein berühmter Berg. Auf ihm soll die Arche Noahs nach der Sintflut gelandet
sein. Im Alten Testament heißt es dazu: Am siebzehnten Tag des siebten Monats setzte die Arche
im Gebirge Ararat auf (1.Buch Moses 8,4). Da in der aramäischen Sprache, in der das Alte Testament
im Original geschrieben ist, nur die Konsonanten notiert wurden, gilt es als nicht sicher, daß
es sich wirklich um den Ararat handelt. Trotzdem gibt es heute Menschen, die dort nach den Überresten
der Arche suchen. Bisher ohne Erfolg.
Dies ist der Berg, da wollen wir hin.
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Der Ararat ist auch der Berg der Armenier. Ein Nationalsymbol, obwohl er nicht
auf armenischem, sondern auf türkischem Gebiet liegt. Er bildet sogar den Mittelpunkt des
armenischen Staatswappens. Von der armenischen Hauptstadt Erewan ist er gut zu sehen. Trotzdem ist er
wegen seiner Lage und der politischen Verhältnisse für die Armenier nicht zu erreichen.
Aus alpinistischer Sicht hat der Ararat natürlich auch seine Bedeutung. Er ist mit
5165 m der höchste Berg der Türkei. Und für uns Mitteleuropäer der nächstgelegene und am
einfachsten zu erreichende 5000er. Somit ein spannendes Ziel. Denn in den Alpen ist
nach 4807 m Schluß (auf dem Montblanc).
Wegen des sog. "Kurdenproblems" war die Besteigung des Ararats während der 90er Jahre
des 20.Jhdts. nicht möglich. Erst seit 2000 sind Touren bedingt wieder möglich, und seit 2004/2005
geht es nun wieder richtig los.
Ausgangspunkt fast jeder Ararat-Besteigung ist die Stadt Dogubayazit, im äußersten Osten
der Türkei gelegen. Eine ärmliche Stadt, weit von den modernen Zentren der westlichen Türkei entfernt.
Wenige Hotels gibt es für die Touristen, die sich entweder auf einer Rundreise durch die
Gegend befinden oder eben die Besteigung des Berges angehen wollen.
Wir verlassen die Stadt in Richtung iranische Grenze. Unsere Gruppe besteht aus insgesamt 16
Personen inklusive deutschem Reiseleiter, türkischem Guide und dem Bergführer. Nach kurzer Zeit müssen
wir uns bei einer Militärstation melden, wo die Besteigungsvisa geprüft werden. Danach verlassen
wir die Asphaltstraße, und auf einem Schotterweg fahren wir auf den Berg zu. Unser Fahrzeug ist
geländegängig, also kein Problem.
Langsam gewinnen wir an Höhe, in Serpentinen steigt der Weg an. Kurzer Fotostop vor
einem Dorf. Und weiter auf den Serpentinen. Endlich erreichen wir den Startpunkt des Trekkings
auf ca. 2500 m. Ein ziemlicher Menschenauflauf ist das hier. Die Pferdetreiber für den Gepäcktransport
sind hier, aber auch viele Menschen aus den umliegenden Nomadenlagern, hauptsächlich Kinder.
Ab hier müssen wir also laufen. Die Gepäckverladung wird von den Pferdetreibern erledigt,
wir müssen nur unseren Tagesrucksack tragen. Also machen wir uns schnell auf den Weg. Dieser ist für
heute nicht schwierig. Das Tempo, das der Bergführer anschlägt, ist aus Gründen der Akklimatisation sehr
langsam. Das Wetter ist gut, am Gipfel ziehen Wolken auf. Aber so schnell, wie sie gekommen sind,
gehen sie auch wieder. Nicht Ungewöhnliches in den Bergen.
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Das Basislager: Hier wollen wir dreimal übernachten.
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Wir kommen an einem Nomadenlager vorbei. Die Menschen verbringen den Sommer hier oben, weil die
Temperaturen angenehmer sind. Sie wohnen in großen Zelten, haben den gesamten Hausstand, die Familien
und Tiere dabei. Es fehlt an nichts. Und vielfach sind die Leute gar nicht mal so arm, denn ihnen gehört
der Grund und Boden, auf dem sie hier zelten. Wir sind für sie genauso exotisch wie sie für uns. So werden
wir von ihnen neugierig beäugt, und bei der Mittagsrast sind wir alsbald von Kindern umringt.
Am frühen Nachmittag ist das Basislager auf 3200 m Höhe erreicht. Es handelt sich hier um ein Fixcamp,
alle Zelte stehen bereits, inklusive Küchen- und Aufenthaltszelt. Wir müssen keines selbst aufbauen.
Nachdem wir uns auf die Zelte verteilt haben, gibt es erstmal Tee. Eine gute Sitte in diesem Land.
Das Trinkwasser aus dem Schlauch muß desinifiziert werden, für den weiteren Flüssigkeitsbedarf gibt es sogar Bier.
Also der größtmögliche Luxus unter diesen Umständen. Lediglich das Toilettenzelt ist gewöhnungsbedürftig,
was solls.
Um 19 Uhr gibt es Abendessen. Auch hier ist keine Mithilfe erforderlich. Ein Koch ist ständig
hier oben und versorgt uns exzellent. Es gibt Suppe, dann Hähnchenschenkel mit Reis und Kartoffeln.
Zum Nachtisch Melone. Da bleiben wenige Wünsche offen. Da wir hier sehr weit im Osten sind,
aber die Türkei nur eine Zeitzone hat, ist es im Vergleich zum Westen des Landes sehr früh dunkel.
Die Lichter von Dogubayazit sind zu sehen, aber auch von einigen iranischen Dörfern. Im Aufenthaltszelt
kann man noch Tee oder ein Bier trinken, die meisten sind schon im Bett.
Zweiter Tag: Akklimatisationsaufstieg zum Hochlager
In der Nacht ist es gar nicht so kalt wie befürchtet. Frühstück gibt es um 8 Uhr: Tee oder Kaffee,
Brot, Käse, Wurst, Tomaten, Gurken. Für jeden Geschmack etwas. Heute steht der Akklimatisationsaufstieg
an. Einmal zum Hochlager und zurück. Ist zwar ein bißchen blöd, weil man diese Strecke dadurch zweimal
hoch- und runtergeht, aber gut zur Höhenanpassung. Andere Wege gibt es hier leider nicht.
Vom Hochlager scheint der Gipfel schon gar nicht mehr so weit.
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Abmarsch ist um 8.45 Uhr. Die Geschwindigkeit, die der Bergführer vorgibt, ist wieder gering.
Wieder gut für die Akklimatisation, außerdem haben wir ja den ganzen Tag Zeit für die Unternehmung.
Außer uns ist eine größere Schweizer und eine kleinere Leipziger Gruppe unterwegs, dazu eine deutsche
Familie mit Privatführer. Also nicht besonders viel los heute. Ein paarmal machen wir Trinkpause. Wie
gesagt, eine eher gemütliche Tour.
Gegen 12 Uhr haben wir das Hochlager erreicht und machen uns über unsere gut gefüllten
Lunchpakete her. Man sollte nicht meinen, daß man sich hier auf 4175 m Höhe befindet.
Das Wetter ist super, nur im Gipfelbereich sammeln sich mal wieder die Wolken.
Aber hier kann man sich sonnen und die Ausblicke genießen. Gegen 13 Uhr geht es zurück nach
unten. Der Abstieg dauert kaum länger als eine Stunde.
Unten dann die Übung: Steigeisen anziehen mit Handschuhen. Man weiß ja nicht,
wie die Temperaturen am Gipfeltag sein werden. Danach kann man wieder wunderbar in der Sonne sitzen.
Was auf 4175 m geht, funktioniert auf 3200 m natürlich erst recht. Um 18.30 Uhr Abendessen:
Suppe, Nudeln, Fleisch. Danach können wir viermal beobachten, daß wir uns im Osten der Türkei
befinden und nicht im Westen: In ganz Dogubayazit fällt viermal der Strom aus. Um 21.30 Uhr hat das
Elektrizitätswerk es dann endlich wieder im Griff, ich gehe ins Bett.
Dritter Tag: Umzug ins Hochlager
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Hier wird unser Gepäck auf die Pferde verladen.
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Nach den zwei Eingewöhnungstagen steht nun der Umzug vom Basislager ins Hochlager an.
Frühstück um 8 Uhr, Abmarsch gegen 9 Uhr. Innerhalb kurzer Zeit zieht dichter Nebel auf,
der Gipfel ist gar nicht mehr zu sehen. Dementsprechend ist es auch recht kalt. Die Fotos
von dieser Strecke sind natürlich schon gestern gemacht, daher verpassen wir nichts.
Wir kommen im Hochlager an und beziehen die Zelte. Hier oben ist wenig Platz.
Es ist eine einzige Geröllhalde, für die Standplätze der Zelte wurden entsprechend Felsen
beiseite geräumt. Es gibt keine Einzelzelte, alles rückt ein bißchen dichter zusammen.
Ein Toilettenzelt ist hier Fehlanzeige, man muß sich einen geeigneten Platz suchen.
Dafür gibt es auch hier ein Aufenthaltszelt, und ein Koch ist von unten mitgekommen.
Essen wir also erstmal zu Mittag: Brot, Gemüse, Käse, Wurst, Thunfisch, Bohnen. Und natürlich Tee.
Eine französische Gruppe ist ebenfalls hier oben. Die wollen wohl auch morgen zum Gipfel.
Dann noch einige andere Leute, die vielleicht gar keine Gipfelambitionen haben, sondern sich nur
das Hochlager mal ansehen wollen.
Aufstieg zum Hochlager: Heute ist das Wetter nicht so gut.
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Um 14 Uhr ein weiterer Aufstieg zum Akklimatisieren und Kennenlernen der Strecke.
Es geht über Geröll steil nach oben. Durch Nebel und Wind eine unangenehme Angelegenheit.
Aber nachts kann es ja noch kälter werden. Wir gehen links von einem größeren Schneefeld
bis zu einem Schild, das die 4400 m Meereshöhe markiert. Dies soll für heute der Endpunkt
sein. Lange halten wir uns nicht auf, steigen wieder ab und sind so hoffentlich bestens
vorbereitet für den morgigen Gipfelaufstieg.
Kaum zurück im Hochlager, geht ein sintflutartiger Regenfall nieder. Alles flüchtet
in die Zelte, hoffentlich sind sie dicht. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei.
Da die folgende Nacht sehr kurz sein wird, gibt es Abendessen bereits um 17.30 Uhr.
Suppe und Bulgur (einer Art Grieß) mit Gemüse.
Zum Abend noch ein besonderes Schauspiel, ein mächtiger Felsabgang. Mit lautem
Getöse gehen da schon einige Kubikmeter Fels nach unten. Unser Lager ist nicht gefährdet,
da eine Schlucht dazwischenliegt. Der Standort wurde ja auch mit Bedacht ausgewählt.
Dann den Rucksack für morgen vorbereiten, um 19.30 Uhr bin ich im Bett.
Vierter Tag: Gipfeltag und wieder Abstieg zum Basislager
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Auf dem Gletscher: Ab hier gehts nur noch mit Steigeisen.
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Die Nacht im Doppelzelt auf der Höhe von 4175 m ist natürlich nicht so toll. Und es
ist nicht annähernd so kalt wie angekündigt. Mein Schlafsack hat einen Komfortbereich bis
-13 Grad, das ist nicht auszuhalten. Ich lasse ihn offen und schwitze trotzdem.
Um 2 Uhr werden wir geweckt. Frühstück um 2.30 Uhr. Um diese Zeit ist man noch träge und hat
wenig Lust zu Tätigkeiten wie Butter aufs Brot schmieren und Wurst oder Käse darauflegen. Zum Glück
gibt es heute auch Schokokuchen. Der ist schon geschnitten, und man muß nur zugreifen und abbeißen.
Dazu natürlich Tee.
Um 3 Uhr Abmarsch mit Stirn- oder Taschenlampen. Die Strecke bis 4400 m kennen
wir natürlich schon. Viel Geröll, und es ist steil. So geht es auch danach weiter.
Ab 4 Uhr wird es schon langsam hell, so daß man die Taschenlampen wegpacken kann. Das ist hier
natürlich der Vorteil der östlichen Lage. Der anfängliche Nebel verzieht sich recht bald,
so daß wir einen guten Blick auf den Gipfel haben. Ein faszinierendes Bild ist der
Schatten des Berges, der sich mal auf den tiefliegenden Wolken, mal auf der Erde abzeichnet.
Auch der Kleine Ararat ist gut zu sehen. Das ist ein ebenmäßiger Vulkankegel, der zum
Ararat-Massiv gehört und direkt an der iranischen Grenze liegt.
Auf dem Gipfel: Die Fahne lag da einfach so rum.
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Trinkpausen bei 4400 und 4600 m. Bei 4900 m endet der Geröllabschnitt, wir legen
die Steigeisen an. Hier oben finden wir eine ganz andere Welt aus Eis und Schnee vor. Und
strahlend-blauen Himmel. Gletscherspalten gibt es hier oben nicht, so kann man ohne
Seil und Pickel gehen. Waren die Geröllpassagen schon etwas mühsam und aufgrund der Dunkelheit
unangenehm zu gehen, so ist nun alles viel leichter. Auf die Pflicht folgt die Kür.
Es kommt ein kurzes steileres Stück, dann wird es flacher. Von der Höhe um 5000 m ist nichts
zu spüren, man kann die klare Luft und die tolle Gletscherwelt richtig genießen. Gegen Ende wird es
wieder etwas steiler, und um 7.30 Uhr stehen wir allesamt auf dem Gipfel.
Die Ausblicke sind fantastisch, vor allem auf den Kleinen Ararat und den
Vorgipfel links davon. Nach Armenien und in den Iran ist es diesig, hier erkennt
man wenig. Trotz der wärmenden Sonne ist es sehr kalt. Nur zum Fotografieren zieht
man sich mal die Handschuhe aus. Fotos werden allerdings zahlreich gemacht, das ist klar.
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Toller Blick zum Kleinen Ararat.
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Nach einer halben Stunde der Abstieg. Auf dem Eis natürlich kein Problem.
Dann aber der Abstieg auf Geröll, und der hat es in sich. Er ist eigentlich schwieriger
als der Aufstieg. Viele Passagen, die beim Aufstieg noch gefroren waren, sind nun rutschig.
Man muß schon sehr aufpassen, und der eine oder andere kleine Ausrutscher ist nicht zu vermeiden.
Um 10 Uhr haben wir es geschafft und sind zurück im Hochlager. Der Koch meint es
gut mit uns, gleich gibt es Suppe und hinterher Tee. Dann müssen wir natürlich noch unser
Gepäck fertigmachen, denn nach einer Pause geht es gleich weiter ins Basislager.
Hierfür können wir uns aber Zeit lassen. Gegen 13 Uhr sind wir da und stoßen erstmal mit
einem Bier auf den Gipfelerfolg an.
Der Rest des Tages verläuft ohne Programm und eher gemütlich. Die meisten verziehen sich
zu einem Mittagsschläfchen in ihr Zelt, man sitzt mal hier in der Sonne oder dort bei einem Bier.
Um 19 Uhr gibt es Abendessen: Die gewohnte Suppe, dann Ziege mit Reis und Gemüse. Nach einem
langen Tag bin ich um 21.30 Uhr im Bett.
Fünfter Tag: Endgültiger Abstieg und Weiterreise
Wieder zurück im Basislager: Alles geklappt!
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Der letzte Tag am Berg ist gekommen. Weil uns eine lange Fahrtstrecke bevorsteht, müssen
wir auch heute früh aufstehen. Frühstück also um 6 Uhr. Um 6.45 Uhr beginnt der Abstieg. Unser
Gepäck wird mit Pferden abgeholt, wie immer alles gut organisiert.
Der Abstieg verläuft auf dem bekannten Weg. Wir kommen wieder an den
Nomaden-Sommerlagern vorbei und werden oft von Kindern angesprochen. Als wir
unten ankommen, ist das Fahrzeug auch schon da. Das Gepäck kommt wenig später,
wir können losfahren.
Der Rest ist Formalität. Eine knappe Stunde dauert der Weg auf dem Schotterweg
nach unten. Als wir die Asphaltstraße zwischen Dugubayazit und der iranischen Grenze erreichen,
hat uns die Zivilisation wieder. Bei der Militärstation melden wir uns wieder ab, und damit
ist dieses Abenteuer beendet. Die Weiterreise beginnt...
Fazit
Der Ararat ist sicher einer der leichteren 5000er. Trotzdem ist natürlich Höhenverträglichkeit,
Trittsicherheit und eine gute Kondition erforderlich. Wenn man all dies mitbringt, kann man
auf recht einfache Art in große Höhen vordringen und eine tolle Tour erleben.
Die Arche Noahs haben wir allerdings auch nicht gefunden.