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Vancouver Island Teil 1
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu Kanada

 

Hauptstadt Victoria: Empress Hotel, Chinatown, Thunderbird Park, viele historische Gebäude - Ursprüngliche Wälder und zahlreiche Wasserfälle - Provinzparks mit romantischen Campingplätzen - Der Long Beach im Pacific Rim National Park - Und überall Totempfähle

Dauer: Sechs Tage


Erster Tag: Überfahrt nach Vancouver Island; Hauptstadt Victoria
Fähre
Fährüberfahrt nach Vancouver Island

Gegen 12 Uhr sind wir am Fährhafen Tsawassen für unsere Überfahrt nach Vancouver Island. Wir bezahlen rund 33 Euro für die Überfahrt mit einem Mietwagen plus zwei Personen, und schon dürfen wir uns in die Schlange einreihen. Gegen 12.45 Uhr läßt man uns endlich auf die Fähre, und um 13.10 Uhr legt sie ab.

Es ist eine typische Autofähre, wie es sie überall gibt. Unten zwei Autodecks, auf den Passagierdecks gibt es nur wenige Kabinen, dafür umso mehr Sitze, auf zwei Decks darf man außen herumlaufen. Innen zwei Caféterias und ein Souvenirshop.

Aus dem Hafen heraus, geht es zunächst über die offene See Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir einige kleinere Inseln, zwischen denen wir während der übrigen Zeit Slalom fahren. Hier wird es interessant, jeden Moment eine andere Aussicht. Eine Durchsage des Kapitäns, auf der linken Seite gibt es ein paar Orcas zu sehen. Sofort strömen alle Passagiere dorthin. Als die letzten eintreffen, sind sie schon wieder weggetaucht. Immerhin, die mächtigen Rückenflossen der als "Killerwale" bekannten Tiere waren ein paar Sekunden zu sehen.
Empress Hotel
Die erste Adresse in Victoria: Das Empress Hotel


Gegen 14.45 Uhr legen wir in Swartz Bay an. Nur eine halbe Stunde Autofahrt auf der Saanich-Halbinsel, und schon sind wir in Victoria. Relativ schnell finden wir ein Hotel und haben noch ein paar Stunden, um uns die Stadt anzusehen.

Victoria ist die mit Abstand größte Stadt auf Vancouver Island. Natürlich ist es die Hauptstadt der Insel. Und - dieser Umstand mag erstaunen - es ist sogar die Hauptstadt der Provinz British Columbia. Natürlich hätte man erwartet, daß diese Ehre dem international wesentlich bedeutenderen Vancouver zuteil wäre, aber so ist es eben nicht.

Es ist sonnig, nur wenige Wolken am Himmel. Wir sehen uns zunächst die Hafengegend mit der Wharf Street, dem Empress Hotel und dem Parlamentsgebäude an. Der sog. "Inner Harbour" ist die erste Adresse der Stadt. Hier tummeln sich die Touristen, und hier hat sich daher auch das beste Hotel angesiedelt, eben das Empress. Man kann sich mit Kutschen und Fahrrad-Rikschas durch die Gegend fahren lassen. Aber so groß ist die Innenstadt nicht, daß das nötig würde.


Zweiter Tag: Victoria, Chemainus, Little Qualicum Falls

Um 7.30 Uhr verlassen wir das Hotel für einen kurzen Morgenspaziergang. Es ist noch nicht viel los. Die Menschen gehen zur Arbeit. Ein paar Cafés haben geöffnet und bieten Frühstück an.
China Town
Das 'Tor der harmonischen Anziehung'
zur Chinatown von Victoria


Wir gehen an der nahegelegenen City Hall mit dem Centennial Square vorbei zur China Town. Ein typisch chinesisches Tor mit einem typisch chinesischen Namen, das "Tor der harmonischen Anziehung", was immer das zu bedeuten hat. Vielleicht ist es ein Übersetzungsfehler. Die winzige und teilweise nur einen Meter schmale Fan Tan Alley bietet kleine Lädchen mit Kunsthandwerk, sie scheint ein bißchen für Touristen gemacht. Weitere Straßen zeigen durch chinesische Schriftzeichen und Angebot chinesischer Artikel ihre Zugehörigkeit zur China Town an.

In Richtung des Hafens ist die Yates Street interessant. Fast alle Gebäude sind hier historisch zu nennen, sie stammen aus dem 19.Jhdt. und haben eine Geschichte. Diese ist auf kleinen Tafeln anschaulich erläutert. Die meisten Gebäude sind schön renoviert, teilweise sehr farbig angestrichen. Ob dies die Original-Bemalung ist, ist aber nicht ersichtlich.

Nach einem typischen Frühstück mit Kaffee und Muffins nehmen wir uns die Government Street vor, die Haupt-Einkaufsgegend. Das Ende bildet der Besuch des Thunderbird Parks mit seiner Sammlung von Totempfählen. Diesen sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man nicht an anderer Stelle schon genügend Totempfähle gesehen haben sollte.
Totem
Motiv auf einem Totempfahl im
Thunderbird Park


Kurz vor 12 Uhr verlassen wir die Stadt auf dem Highway 1 in Richtung Norden. Das Wetter ist nicht so gut, es ist bedeckt, aber immerhin trocken. Der Verkehr im Großraum Victoria ist noch recht stark, die Straße ausgebaut wie eine Autobahn. An zwei Aussichtspunkten halten wir an, es gibt eine schöne Sicht über Saanich Inlet, einen Meeresarm, die Saanich-Halbinsel und die vorgelagerten Inseln. Ganz weit im Dunst meint man sogar, die hohen Gipfel der Coast Mountains auf dem Festland erkennen zu können.

Wir kommen nach Duncan, der selbsternannten Stadt der Totempfähle. Eine Fabrikationsstätte von Totems gibt es zu besichtigen, und überall im Stadtgebiet stehen die Produkte herum. Leider allerdings in wenig schöner Umgebung an der Umgehungsstraße und nicht in einem Park wie in Victoria.

Die nächste erwähnenswerte Stadt ist Chemainus. Hier hat man bis vor 20 Jahren von dem einzigen Arbeitgeber, einer Sägemühle, gelebt. Nach deren Schließung war die Stadt dem Verfall preisgegeben, so daß man sich schnell etwas neues einfallen lassen mußte. Ein 30 m langes Wandgemälde wurde in Auftrag gegeben, auf dem die Geschichte des Ortes künstlerisch gestaltet wurde. Dieses Gemälde schlug derart hohe Wellen, daß weitere Gemälde entstanden und sich der Ort zu einem Touristenziel entwickelte. Mittlerweile gibt es über 30 Gemälde, und auf dem Straßenpflaster ist ein Weg eingezeichnet, der an allen vorbeiführt.

Eineinhalb Stunden bleiben wir hier, gegen 15.15 Uhr geht es weiter auf dem Highway 1 nach Norden. Abzweig in Parksville in Richtung Pacific Rim National Park, unser Ziel für morgen. Wir halten an den Little Qualicum Falls an, es ist 16.45 Uhr. 20 Minuten dauert der Rundgang zu den Lower und Upper Falls. Tief hat sich der Fluß hier sein Bett in die Felsen gegraben, und die Upper Falls sind sicherlich 10-15 m hoch.
Zelt
Auf dem Campingplatz


In unmittelbarer Nähe der Wasserfälle gibt es einen Campingplatz, und wir beschließen, hier zu bleiben. Wasserfälle und Campingplatz liegen im Little Qualicum Provincial Park, unterstehen also der Regierung von British Columbia. Zur Benutzung des Campingplatzes muß man sich anmelden und eine Gebühr entrichten, hier kostet es etwa 11 Euro. Es besteht Self Service. Das heißt, man steckt diesen Betrag in einen vorbereiteten Umschlag mit den nötigen Angaben und wirft ihn in eine bereitstehende Box.

Die Stellplätze sind weiträumig im Wald verteilt, jeder Platz hat eine Feuerstelle und einen Tisch mit Sitzbänken. Wir suchen uns einen Platz in der Nähe der Toilette aus, jetzt im September ist kaum noch etwas los, und wir haben fast freie Auswahl. Der Untergrund ist recht hart, da für Wohnmobile gedacht. Mit ein bißchen Mühe und ein paar verbogenen Heringen klappt es aber schließlich doch.

Auch das Feuermachen ist recht mühsam, die Zweige sind zu feucht. Die Lösung des Problems bringen die überall herumliegenden Tannenzapfen und die Zeitung, die wir beim Hinflug bekommen haben. Mit dem Lesen wird es nun wohl nichts mehr. Schließlich schaffen wir es tatsächlich, den großen Holzklotz zum Brennen zu bringen. Nicht daß damit schon alles erledigt wäre! Nein, auch jetzt dauert es noch ewig, einen kleinen Topf mit Wasser zum Kochen zu bringen. Vielleicht sollten wir mal über einen Gaskocher nachdenken.

Das Wasser soll auf Empfehlung der Parkverwaltung 5 Minuten kochen, da es Bakterien enthält, die durch das Kochen abgetötet werden. Außerdem soll es Champignoncreme-Suppe geben, und die schmeckt lauwarm vermutlich nicht ganz so gut. Um 20.30 Uhr haben wir endlich die Suppe auf dem Tisch stehen. Schmeckt fantastisch, wir haben auch lange genug dafür gearbeitet. Kein Vergleich mit einer Suppe, die zu Hause auf dem Elektroherd gekocht wurde.

Um 21.30 Uhr verkriechen wir uns ins Zelt. Gerade rechtzeitig, denn es beginnt zu regnen.


Dritter Tag: Cathedral Grove, Port Alberni, Tofino

Wir schlafen recht gut beim Plätschern des Qualicum Rivers und der Regentropfen auf dem Zeltdach. Es regnet allerdings nicht die ganze Zeit und auch nicht besonders heftig. Am Morgen ist jedenfalls alles feucht und klamm. Zeltabbau, Zusammenpacken, Frühstück im Wagen.
Cathedral Grove
Ursprünglicher Regenwald im Cathedral Grove


Gegen 10 Uhr verlassen wir den Campingplatz und sind gegen 10.15 Uhr am McMillan Provincial Park, besser bekannt unter dem Namen Cathedral Grove. Ein kleiner Wald mit riesigen Douglastannen und alten Rotzedern. Ein eigenes Ökosystem, in das auch die umgestürzten Bäume einbezogen sind. Denn die werden nicht entfernt, sie bleiben liegen, und bald wachsen darauf und daraus neue Pflanzen, selbst neue Bäume.

Ein Sturm hat im Jahre 1997 einige Löcher hereingeschlagen. Das hat der geheimnisvollen Stimmung, die hier herrscht, aber keinen Abbruch getan. Daß es gerade regnet, merkt man unter dem Blätterdach kaum.

Gegen 11 Uhr fahren wir weiter und erreichen Port Alberni, so etwas wie ein Zentrum dieser Gegend und nach eigener Aussage das Tor zum Pacific Rim National Park. Ein kleiner, beschaulicher Ort, dessen Hauptbedeutung im Hafen liegt. Dort genehmigen wir uns eine Portion Fish & Chips, wo sollte man das sonst tun?

Gegen 13.30 Uhr geht es weiter. Das Wetter wird jetzt ein bißchen freundlicher, es ist aber immer noch bedeckt. Fotostop am Sprout Lake, die Berge ringsum hängen im Nebel. Trotz aller Nässe und Feuchtigkeit scheint die Gegend sehr waldbrandgefährdet zu sein. Schilder erinnern an vergangene Waldbrände und Wiederaufforstungen, in manchen Gegenden stehen nur noch Baumstümpfe.

Jetzt regnet es wieder. Wir kommen nach Ucluelet am Rande des Pacific Rim National Parks, und der Regen erreicht seinen Höhepunkt. Zu einer kleinen Rundfahrt durch den Ort reicht es noch, aber da die Scheiben beschlagen sind, haben wir nicht so viel davon. Bei der Visitor Information holen wir uns eine Broschüre mit allen Wanderungen im Nationalpark, und damit verlassen wir diesen Ort.

Nun geht es also in den Nationalpark hinein. Als erstes fahren wir zum Wickaninnish Centre, hier ist der Sitz der Verwaltung des Nationalparks. Und hier kann man Eintrittskarten in den Park kaufen. Im Pacific Rim National Park funktioniert das so: Wo immer man sein Auto im Park abstellen kann, befinden sich Automaten für Parkscheine. Die kauft man und legt sie unter der Windschutzscheibe ab. Das wird ständig kontrolliert, und bei "Falschparken" kann es teuer werden.

Die Tageskarte kostet etwa 6 Euro. Wer vorhat, noch weitere Nationalparks zu besuchen, kann auch eine Jahreskarte für 50 Euro kaufen. Die gilt dann für alle Nationalparks in British Columbia und Alberta, also auch für die Rocky Mountains.
Long Beach
Treibholz am Long Beach im Pacific Rim National Park


Beeindruckend ist der Blick vom Centre über den Long Beach. Haufenweise liegen hier Baumstämme, alle angeschwemmt von dem offenen Pazifik. Keine Insel kann hier die Brandung abhalten, die nächste größere Landmasse ist Japan, ein paar tausend Kilometer entfernt.

Das Wetter ist nach wie vor regnerisch, und weite Teile der Küste liegen unter Nebel. Eine der feuchtesten Gegenden der Erde ist dieses Gebiet. Und weil wir schon mal hier sind, begehen wir auch gleich den South Beach Trail, der zu dem kleinen, weiter südlich gelegenen South Beach führt. Gleich zu Beginn eine Bärenwarnung. Das letzte Tier wurde hier vor 8 Tagen gesehen.

Durch dichten Wald geht es, teilweise auf Holzbohlen. Vorbei an einem kleinen Strandabschnitt, auf dem ebensoviel Treibholz zu finden ist. Schließlich zum South Beach, der durch ein paar riesige Felsen beeindruckt. Auch hier wieder die Bärenwarnung. Allerdings, und das ist das Beruhigende, gibt es auf Vancouver Island keine Grizzlies, sondern nur Schwarzbären. Die sind zwar auch nicht gerade klein, können aber angeblich längst nicht so gefährlich werden. Hoffen wir mal, daß das stimmt.

Und zurück geht es zum Parkplatz, gegen 18 Uhr starten wir in Richtung Tofino. Da das Wetter nicht besser geworden ist, zelten wir nicht, sondern suchen uns eine Unterkunft. Nach einigem Hin und Her finden wir ein preislich noch akzeptables Motel. Wie sich später herausstellt, ist das die teuerste Unterkunft der ganzen Reise. Dafür haben wir Dusche und WC, Fernseher, Föhn und Kaffeemaschine.

Weiter mit Vancouver Island Teil 2

 

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